„Es gibt keinen Alleinschuldigen am Ersten Weltkrieg“ – Kaiserenkel Karl Habsburg in Serbien, von Karla Engelhard
100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg besuchte das Oberhaupt der einstigen Herrscherfamilie der k. u. k. Monarchie Serbien. Karl Habsburg spricht über Zufall, Schuld, Schlussfolgerungen und Serbiens Weg nach Europa.

Sein Großvater Karl I. hat den Ersten Weltkrieg sozusagen vom greisen Kaiseronkel Franz Josef „geerbt“, als er Österreichs letzter Kaiser der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn wurde. Kaiserenkel Karl Habsburg, Jahrgang 1961, wurde Oberhaupt der rund 500-köpfigen Familie Habsburg. Gemeinsam mit Bruder Georg besuchte er vor kurzem Belgrad. Beide legten auf dem Belgrader Zentralfriedhof einen Kranz nieder: Für alle gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Das tödliche Attentat auf den Habsburger Franz Ferdinand und seine Frau gilt als Auslöser dieses Großen Krieges. Karl Habsburg widerspricht dieser These:
„Ich sehe es so, dass eigentlich das Attentat, die Ermordung von Thronfolger Franz Ferdinand und Sophie, die in Sarajevo stattgefunden hat. Wenn man das heute als Auslöser für den Ersten Weltkrieg betrachtet, dass das eigentlich fast ein Zufall ist, weil wenn es dort nicht passiert wäre, dann wäre der Erste Weltkrieg, wenige Wochen oder Monate woanders ausgebrochen, wenn man sich die ganzen Spannungszustände in Europa tatsächlich anschaut.“

Einige Historiker kommen, 100 Jahre nach dem Krieg, erneut zum dem Ergebnis, dass der 84-jährige Kaiser Franz Josef der Hauptschuldige am Ersten Weltkrieg ist, weil er den Krieg gegen Serbien befohlen hatte und damit den Stein ins Rollen brachte. Sein Großneffe Karl Habsburg will das nicht so stehenlassen:
„Es ist absolut falsch, ein Land oder eine Person zu beschuldigen, ich glaube man kann nur gewissen Ideen und Grundtendenzen, denen kann man zweifellos eine Schuld zuweisen und auch der Tatsache, dass praktisch alle Politiker der damaligen Zeit nicht den Weitblick hatten vorauszusehen, dass es zu einem wirklich großen Krieg werden kann, sondern alle gedacht haben, es wird ein kleiner regionaler Konflikt bleiben.“
Der Erste Weltkrieg kostete Millionen Menschen das Leben und ordnete die Weltkarte neu.

Nach dem Krieg wurde das Haus Habsburg mit dem sogenannten Habsburg-Gesetz aller „Rechte enthoben, enteignet und ins Exil geschickt“. Erst Ende der 1960er Jahre wurde das Einreiseverbot gegen Teile der Familie Habsburg aufgehoben. Karl Habsburg kehrte als junger Mann nach Österreich zurück und wurde Europapolitiker.
„Ich glaub’ das Wichtige ist, dass man aus historischen Gegebenheiten die richtigen Schlüsse zieht. Und auch da haben wir nur in eine Richtung gedacht: Man kann nicht den Ersten Weltkrieg getrennt vom gesamten Kriegsgeschehen, inklusive des Zweiten Weltkrieges losgelöst betrachten, das geht nicht. Man muss das Ganze betrachten. Das Resultat daraus ist nun mal die Europäische Gemeinschaft gewesen und ist nun mal der europäische Friedensgedanke gewesen. Und das ist ein Resultat was man anschauen muss und auch in die heutige Politik herein applizieren muss.“
Kaiserenkel Karl Habsburg saß für die österreichischen Konservativen von 1996-1999 im Europaparlament und besuchte Serbien in dieser Zeit mehrmals.

Karl Habsburg versprach in Belgrad, als Präsident der Paneuropa-Bewegung, Serbien bei den beginnenden EU-Beitrittsgesprächen tatkräftig zu unterstützen:
„Ich glaube, dass es sicherlich ein guter Zeitpunkt ist, dass man hier das europäische Element betont, aber nicht nur jetzt hier nach Serbien zu kommen und hier zu sagen, wie wichtig eine europäische Integration ist. Ich glaube das muss man auch zurücktragen und der Europäischen Union sagen, wie wichtig es ist Serbien in dieser Europäischen Union drinnen zu haben, weil natürlich ohne Serbien und ohne den ganzen Raum hier – ist die Europäische Union sicherlich nicht komplett.“
Kommentar finde ich gut und lesenswert.Wuerde gern mit mit Herrn von Habsburg in Verbindung treten.Privat.Gruss H.E.H.von Hessenstein.