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25. April 2014

Land im Schatten – Mazedonien vor der Parlamentswahl

„Mazedonien im Schatten des Reiters – Vor deR Parlamentswahl“ – Ein Audio-Beitrag von Karla Engelhard

 

Der berittene Krieger alias Alexander der Große mitten in Skopje - Foto: BR | Schaban Bajrami
Der berittene Krieger alias Alexander der Große mitten in Skopje – Foto: BR | Schaban Bajrami

Bunte Fontänen und allabendliche Musik lassen den meterhohen Reiter auf seinem Sockel im Zentrum der mazedonischen Hauptstadt Skopje noch größer erscheinen. Offiziell heißt er „berittener Krieger“, erbaut wurde er jedoch als „Alexander der Große“. Aus Rücksicht auf den Nachbarn Griechenland verzichtete man auf diesen Namen. Für die Griechen gehört Alexander in ihre Geschichte, genauso wie der Name „Mazedonien“ oder „Makedonien“ nach Auffassung Athens einer griechischen Provinz gehört.

Skopje, Vangel Boschinovski (li) - Journalist und Architekt - Interview von Karla Engelhard (re) - Foto: BR | Schaban Bajrami
Skopje, Vangel Boschinovski (li) – Journalist und Architekt – Interview von Karla Engelhard (re) – Foto: BR | Schaban Bajrami

Vangel Boschinovki – Journalist und Architekt meint nur: „Wir haben mit all unseren Nachbarn Probleme, die glauben Mazedonien sei ihr Interessensgebiet und es uns nicht zugestehen, selbstständig zu sein.“

 

 

 

 

Der Namenstreit mit Griechenland, der Glaubensstreit mit der serbisch orthodoxen Kirche, die großalbanischen Träume und die Vereinnahmung der Bulgaren setzen dem kleinen Land zu. EU-Mitglied Griechenland verhindert seit fast 9 Jahren jede Annäherung Mazedoniens an die Europäische Union.

EU-Mitglied Bulgarien dagegen verteilt großzügig EU-Pässe an Mazedonier, wenn sie dafür unterschreiben, dass ihre Vorfahren Bulgaren sind. Die nationalkonservative Regierung tat in ihrer achtjährigen Amtszeit wenig dagegen. Sie ist mit ihrem Machterhalt beschäftigt.

Marian Malinov, ein im deutschen Kassel geborener Mazedonier, der vor acht Jahren nach Mazedonien zurückgekehrt ist: „Die Leute sind wirklich fixiert auf die Partei und was die Partei sagt, das wird gemacht.“

Vor allem die Konservativen haben das Sagen. Daran werden auch die anstehenden Wahlen, am 27.04.2014, nichts ändern. Juniorpartner wird wohl die Demokratische Integrationsunion der Albaner. Die albanischen Mazedonier bilden mit rund 25 Prozent eine Minderheit im Land. Seit den blutigen Konflikten zwischen slawischen und albanischen Mazedoniern im Jahr 2001 und dem damals geschlossenen Ohrid-Abkommen haben ethnische Albaner per Quote geregelten Zugang zu politischen Ämtern. Auf das Alltagsleben wirkt sich das kaum aus.

Marian Malinov beschreibt das Leben in der gemischten Altstadt von Skopje: „Sie haben teilweise albanische Teehäuser, neben einem mazedonischen Weinlokal oder einer Rakija-Bar, wo sie sehen, dass im türkischen Teehaus albanische Männer sitzen, ihren Tee trinken und Schach oder Tabla spielen. Wo daneben im Weinlokal die mazedonischen Männer sitzen und ihren Wein trinken. Das ist wirklich ein Nebeneinander, ein friedliches Nebeneinander, aber ich würde nicht sagen, ein friedliches Miteinander.“

In der Stadt Tetovo, eine halbe Autostunde von Skopje entfernt, leben mehr albanische Mazedonier, naturgemäß eine Hochburg der albanischen Parteien. Diese verteilen schon mal Benzingeld an ihre Anhänger, um sie zu Kundgebungen in die Stadt zu holen.

Tetovo, Albaner (re) aus den Bergen im Interview, Foto: BR | Schaban Bajrami
Tetovo, Albaner (re) aus den Bergen im Interview, Foto: BR | Schaban Bajrami

Ein Albaner, Ende Fünfzig, meint gelassen: „Es lebt sich gut, wenn man Arbeit hat. Wir haben früher auf dem Feld gearbeitet, heute haben wir ein kleines Geschäft. In unserem Dorf in den Bergen haben wir nichts Gutes von Politikern bekommen. Vor den Wahlen versprechen sie alles, aber wir haben noch immer keine Wasserleitung und keine vernünftige Straße.“

 

Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 28 Prozent. Viele arbeiten im Ausland, laut jüngsten Angaben der Volksbank, werden in jedem Jahr rund 300 Millionen Euro von Auslandsmazedoniern in die Heimat überwiesen, das macht rund 20 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das mitgebrachte Bargeld nicht miteingerechnet. Die mazedonische Wirtschaft ist noch immer recht schwach. Nur die Baubranche boomt durch den millionenschweren Neuaufbau der Innenstadt von Skopje, mit all seinen imposanten Bauwerken und massigen Monumenten, die auch Neugierige aus dem In- und Ausland in die Hauptstadt ziehen:

„Die Statistiken zeigen, dass die größte Anzahl von Touristen in Skopje, in den letzten Jahren, Türken sind und an zweiter Stelle kommen die Griechen, vielleicht wollen sie nur sehen wie das aussieht, der Grieche auf dem Pferd.“ (Marian Malinov)

Alexander der Große hätte sicher nichts dagegen, von Mazedoniern und Griechen gleichermaßen verehrt zu werden.

Kommentare (3)

Vardarovic am

Verwerfen der Meinung von Lesern bringt nichts.
Sind die Beiträge der „Journalisten“ einwandfrei und historisch korrekt, dann erfährt der „Journalist“ Zustimmung. Nur ist nicht jeder Leser bereit, wie damals mit der Lüge um den Irak (Curveball, die vorsätzliche Unwahrheit und die öffentliche Entschuldigung eines bekannten Nachrichtensenders), jeden SCHROTT als Nachricht zu akzeptieren.
(Vardarovic)

Vardarovic am

Sie schreiben: „Alexander der Große hätte sicher nichts dagegen, von Mazedoniern und Griechen gleichermaßen verehrt zu werden.“ –
Freunde, betreibt bitte keine Geschichtsfälschung, die GEZ-Gebühren sind nicht für diesen Zweck bezahlt.
siehe auch hier: Kiro Gligorov: „we are not Macedonians“. (Anm. d. Red.: Abrufbar auf Youtube) Die Gründung des Staates Makedonien außerhalb Griechenlands war erstmalig eine Idee von Hitler. Wollen wir gratulieren, daß die Idee des Nazi so lebt?
(Vardarovic)

Makedonier am

Danke für diesen objektiven Artikel, da gab es wenige in letzter Zeit in den deutsch sprachigen Medien.
Ich möchte nur was ergänzen, zu Ihrer Aussage „Die Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei 28 Prozent.“.
Das ist richtig, aber es wäre denke ich erwähnenswert gewesen das es vor 8 Jahren noch 38% gewesen sind. Die jetzige Regierung macht ihre Arbeit gut. Was nicht heißen soll das es keine Kritikpunkte gäbe, mit Sicherheit – aber wenn man sieht was sie vollbracht haben denke ich sie werden auch dort wo es dringen nötig ist die richtigen Entscheidungen treffen.

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