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14. Mai 2014

Albanien – ein halbes Jahrhundert ohne Autos

(Präsentiert von unserem Mitarbeiter Astrit Ibro in Albanien)

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gab es auch in Albanien Privatautos, meist italienische Modelle wie Fiat. Aber nach der Bodenreform im Jahr 1946 hat das kommunistische Hoxha-Regime den Albanern Privateigentum gründlich ausgetrieben. Das bedeutete auch: niemand durfte privat ein Auto haben.

In Tirana fahren auch noch ganz alte Mercedes Modelle. Foto: BR | Astrit Ibro
In Tirana fahren auch noch ganz alte Mercedes Modelle. Foto: BR | Astrit Ibro

Der albanische Musiker Agim Prodani etwa hatte in den 60er Jahren eine Lobeshymne auf einen Skoda komponiert, im Text lobte er einen LKW, weil sich mit ihm der Plan erfüllen ließ. Als das tschechoslowakische Unternehmen davon erfuhr, schenkte es dem Komponisten ein Auto. Das durfte Prodani aber nicht behalten: er spendete es – notgedrungen – einem Krankenhaus in Tirana.

Und so war Albanien bis 1991 eine fast autofreie Zone. Busse und Züge brachten die Albaner von A nach B. In  einigen kleinen Städten gab es nur einen Bus, der morgens bis zum nächsten Bahnhof fuhr, dort die Eisenbahn-Passagiere abholte und bis auf den letzten Platz besetzt nach Hause zurück fuhr. Diese Busse brauchten für die Strecke hin und zurück oft 8 bis 10 Stunden – und das auf schmalen und kurvenreichen Straßen.

Nur für die Staatsdiener gab es Dienstwagen. Und in welchem Auto jemand fuhr, zeigte, wo er in der politischen Hierarchie stand: So verfügten die 11 Mitglieder des albanischen Politbüros über je eine schwarze Limousine vom Typ Mercedes-Benz. Die Mitglieder des Zentralkomitees dagegen mussten sich mit einem Polski-Fiat, einem rumänischen Aro oder Jeeps chinesischer oder alter sowjetischer Bauart begnügen. In den 80er Jahren hatte die Regierung auch einige Peugeots in ihrem Fuhrpark. Fahrer war übrigens ein Beruf – und nur sie durften Autos steuern.

Eine schwarze Mercedes Limousine vor dem Haus des Exdiktators Enver Hoxha. Foto: BR | Astrit Ibro
Eine schwarze Mercedes Limousine vor dem Haus des Exdiktators Enver Hoxha. Foto: BR | Astrit Ibro

Diktator Enver Hoxha selbst fuhr in einer Limousine der Marke „Mercedes Benz“(Baujahr 1966). Allerdings: Ein Vielfahrer war er nicht gerade. Nach fast 20 Jahren hatte er gerade mal 36 000 Kilometer auf dem Zähler.

Die Öffnung des Landes änderte alles: Schnell füllten sich die Straßen mit Gebrauchtwagen, vorwiegend aus Deutschland und Italien. Anfang der 90-er Jahre hatte Albanien schon mehr Autos als Fahrer. Die Hauptstadt Tirana ist durch den Autolärm eine richtig laute Stadt geworden.

Heute gibt es in Albanien über 450 000 Privatfahrzeuge, die meisten sind deutsche Fabrikate: Beliebt sind Mercedes Benz, Volkswagen, Ford und Opel, aber auch Fiat sind die Albaner wieder treu. Es sind meist Gebrauchtwagen, sie machen den vielen ausländischen Autohäusern in Tirana Konkurrenz.

Heute fahren Autoliebhaber oder  Business-Leute in Albanien bessere und modernere Autos als einst die Mitglieder des Politbüros. Ein Symbol für den Siegeszug der Privatwirtschaft: Ihre Autos parken heute vor der Villa, in der einst der kommunistische Diktator Enver Hoxha residierte.

Kommentare (1)

Uri Gagarin am

Enwerhodsch!
Enwerhodsch!
Der war ein Dikator …
Enwerhodsch!
Enwerhodsch!
der war albanischer Chef.
(nach der Weise von Mozarts Türkischem Marsch zu singen)

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