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24. Juni 2014

Miljenko Jergovic kommentiert das WM-Aus der kroatischen Mannschaft

Mexiko – Kroatien 3:1 – Elf Soldaten und ein General

Alles ist schon vorbei, die letzten Minuten der Begegnung werden schon gespielt, für Mexiko steht es 3:0, als der kroatische Angreifer am Rand des Strafraums den gegnerischen Abwehrspieler foult. Er wirft ihn um, dieser fällt, der Schiedsrichter pfeift und alles ist scheinbar ganz normal. Da aber sehen wir, dank einer Einstellung der brasilianischen Kameraleute und der schnellgeschnittenen Montage der aufgezeichneten Bilder, etwas Ungewöhnliches.

Der Mexikaner steht mit einem Sieger-Lächeln, das aber dennoch frei ist von Triumph oder Hochmut dem Schwächeren gegenüber, vom Rasen auf. Nächste Einstellung, weite Kameraeinstellung: der kroatische Stürmer entfernt sich rückwärtsgehend vom Ort des Geschehens, sein Gesicht ist verkrampft, während er auf den Spieler schaut, den er eben noch auf den Rasen geworfen hat und der jetzt lächelt. Voller Hass sieht er ihn an, als habe der Mexikaner ihm etwas Schlimmes angetan, ihm aber eine Beleidigung fehle, die er ihm entgegenschleudern könnte.

Miljenko Jergovic verfolgt gespannt das Spiel Mexiko-Kroatien.
Miljenko Jergovic verfolgt gespannt das Spiel Mexiko-Kroatien.

Neue Einstellung, Nahaufnahme: der kroatische Angreifer spricht das wahrscheinlich einzige spanische Wort aus, das er kennt: Puto!

Neue Einstellung, Weitwinkel: Der Mexikaner schaut ihn an, sein Lächeln bleibt weiter in seinem Gesicht, aber es ist nicht mehr diese reine Grimasse des Glücks, die wir seit Hunderten von Jahren aus irgendwelchen Coca-Cola-Reklamen kennen.

So wollte Nikica Jelavic, der frühere Hajduk-Spieler aus Split, der in den letzten Jahren in der englischen Liga spielte, Rafael Marquez beleidigen, einen Spieler, der lange in jener berühmten Mannschaft Barcelonas spielte, sicher dem besten Fußballteam, das im Einundzwanzigsten Jahrhundert auf dem Spielfeld zu sehen war, den Fünfunddreißigjährigen also beleidigen, der aus purer Spiellust heute im lokalen mexikanischen Club Leon auftritt.

Marquez ist sicher einer der größten Spieler dieser Weltmeisterschaft. Es gibt zwar bestimmt bessere und schnellere Mittelfeldspieler, aber man wird bei der Weltmeisterschaft sicher keinen finden können, der eine vollkommenere und fulminantere Fußballgeschichte aufzuweisen hätte.

Marquez‘ Legende wächst in der Erinnerung an längst vergangene Spiele, und wächst in der Erinnerung des Publikums noch weiter, bei den Amateurchronisten und -kritikern. Das Bewusstsein eines wirklichen Fußballliebhabers ist immer von Geschichte gezeichnet, von dem Wunsch, dass jeder große Augenblick in eine geschichtliche Tatsache verwandelt wird. Marquez hat an vielen solcher Augenblicke teilgehabt, war Hauptakteur großer Vorstellungen, nie brutal und nie gemein im Spiel, ein ritterlich schöner Mann mit lateinamerikanischen Manieren.

Nikica Jelavic beschäftigt nur, was ihm gerade eingefallen war: Puto! Das Wort hat er von den Fans der brasilianischen und mexikanischen Mannschaften gelernt, die damit den gegnerischen Tormann provozieren wollen. Rhythmisch skandieren sie es, und während der Tormann auf den Ball zuläuft, wenn er ihn endlich von sich wegschießt, während der Ball hoch in der Luft ist, hört man im Stadion aus Tausenden von Mündern: Puto!

Ein Wort, das Schwuler oder männliche Prostituierte bedeutet. Angeblich wurde den brasilianischen und mexikanischen Fußballverbänden von Seiten der FIFA mit Strafen wegen der Homophobie ihrer Fans gedroht. Den Kroaten droht man wegen Antisemitismus und Neonazismus ihrer Fans. Nikica Jelavic hat also aus lauter Wut über die Niederlage ein spanisches und portugiesisches Wort gelernt. Denn Rafael Marquez hätte es ja nicht verstanden, wenn er ihm „Du Kommunist! Du Serbe! Du Jude!“ zugerufen hätte. Deshalb rief er „Puto!“ Und machte den großen Spieler damit traurig. Die beiden werden nie Freunde werden. Denn Jelavic fehlt das geschichtliche Bewusstsein, ohne das kein großes Spiel möglich ist. Er weiß als Einziger nicht, wer Rafael Marquez ist.

Kroatien hat dieses Spiel aus einem einzigen Grund verloren: Mexiko war fast neunzig Minuten lang besser. Und das sehr viel besser. Da half nicht einmal das endlose Wohlwollen des usbekischen Schiedsrichters Ravshan Irmatov, der in der dreiundsechzigsten Minute, als es noch 0:0 stand, den Elfmeter nicht gab, als Dario Srna vor seinem Tor einen choreographischen Mix aus Grätschenstart und Tormannparade gab und den Ball mit beiden Händen fing.

Da half einfach gar nichts, kann es ja auch nicht, wenn der Gegner einfach besser ist und das schwächere Team mit Dingen beschäftigt ist, die mit dem Spiel nichts zu tun haben.

Zum Beispiel mit Politik.

Bei ihrer Abreise zur Weltmeisterschaft gaben die kroatischen Fußballer Interviews, in denen sie außer über Patriotismus, Vaterland, Gott und die Nation auch über ihren Spielerkollegen Josip Simunic sprachen. In Brasilien würden sie, sagten sie, auch für ihn spielen. Er sei ungerechterweise für die Liebe zu seinem Vaterland bestraft worden.

Es ist schwer, mit der Last Simunic auf dem Rücken Fußball zu spielen und mit all den Männern in ihren schwarzen und khakifarbenen Uniformen, die sich zwischen 1941 und 1945 gegenseitig mit Simunics Gruß begrüßt haben. Es ist schwer zu spielen, wenn die Fans „Auf geht’s, Ustascha!“ skandieren. Und wenn die eine Seite des Stadions grölt „Za dom“ (Fürs Vaterland), und die andere mit „spremni!“ (bereit!) antwortet. Vor allem ist das in Brasilien schwer, wo wenige Fans da sind und deren Stimmen zwischen den zig-tausend lachenden, fröhlichen und glücklichen Menschen nicht zu hören sind.

Es ist schwer, wenn ein Sieg zur patriotischen Tat erklärt wird und eine Niederlage wie ein Tod im Krieg. Oder wie Ungerechtigkeit und Betrug. Nach dem Spiel gegen Brasilien, als der japanische Schiedsrichter seinen zweifelhaften Elfmeter gegen Kroatien pfiff, verhielt sich Trainer Niko Kovac zusammen mit allen Medien in der Heimat wie die Deutschen, die wegen der Bedingungen des Friedensvertrags von Versailles zum Ende des Großen Kriegs verbittert waren. Tagelang waren die kroatischen Zeitungen und Portale mit rassistischen Kommentaren auf Kosten des japanischen Schiedsrichters, Japans und aller Japaner überflutet. Der Nation, die sich kollektiv beleidigt fühlte, machte jemand glauben, dass sie dazu das Recht hätte.

Zum Glück kam das Spiel gegen Kamerun, sonst hätten wir Japan möglicherweise noch den Krieg erklärt.

So spielt man einfach keinen Fußball.

Um in einem solch patriotischen, politischen und staatsbildenden Spiel zu gewinnen, muss man viel Glück haben und viel stärker als der Gegner sein. Nach dem Sieg gegen Kamerun, erklärten die kroatischen Zeitungen Niko Kovac zum „General“. Und zwar zu einem ganz ernsthaften, kein bisschen metaphorischen General. Er hätte das fortsetzen sollen, was General Gotovina begonnen hat. Und vielleicht musste seine Mannschaft deshalb auch gegen Mexiko verlieren. Was können elf Soldaten mit einem General an der Spitze schon gegen die großartige, wenn auch ein bisschen naive Choreografie ausrichten, die der gute Rafael Marquez veteranenmäßig dirigierte?


 

Meksiko – Hrvatska 3:1- Jedanaestorica vojnika i jedan general

Sve je već gotovo, igraju se posljednje minute utakmice, 3:0 je za Meksiko, hrvatski napadač pri vrhu kaznenog prostora čini prekršaj nad protivničkim braničem. Ruši ga, on pada, sudac svira, i sve je, naizgled, tako obično. Ali tada, zaslugom brazilskih kamermana, i brzom, letećom režijom zabilježenih prizora, vidimo nešto neobično.

Meksikanac se, uz osmijeh pobjednika, lišen likovanja i ponižavanje slabijega, ali ipak osmijeh, diže s trave. Sljedeći kadar, srednji plan: hrvatski napadač se, hodom unatrag, udaljava s mjesta događaja, lice mu je stegnuto u grču, dok gleda u čovjeka kojeg je trenutak prije bacio u travu, i koji se sad smije. Gleda ga s mržnjom, kao da mu je Meksikanac učinio neko veliko zlo, ali nedostaje mu riječ, nedostaje mu uvreda koju bi mu uputio.

Novi kadar, krupni plan: hrvatski napadač izgovara jednu, možda i jedinu, španjolsku riječ koju zna:

– Puto!

Novi kadar, srednji plan: Meksikanac ga gleda, osmijeh mu i dalje ne silazi s lica, ali to više nije ona čista grimasa vedrine, kakvu stotinjak godina viđamo u reklamama za Coca colu.

Tako je Nikica Jelavić, bivši nogometaš splitskog Hajduka, koji zadnjih godina nastupa u engleskoj ligi, pokušao uvrijediti Rafaela Marqueza, igrača koji je dugo igrao u onoj najslavnijoj ekipi Barcelone, tom sigurno najboljem nogometnom timu koji je u dvadeset i prvom stoljeću trčao nogometnim igralištem, tridesetpetogodišnjaka koji iz čistog užitka u igri danas nastupa u lokalnome meksičkom clubu Leon.

Marquez je svakako jedan od najvećih igrača ovoga svjetskog prvenstva. Mnogo je od njega boljih i bržih braniča i veznih igrača, ali jedva da bi se na prvenstvu našao netko s dovršenijom i raskošnijom životnom pričom u nogometu. Marquezova legenda raste u sjećanjima na neke davne, prošle utakmice, i dugo će još rasti u nogometnoj publici, među amaterskim kroničarima i kritičarima. Svijest pravoga ljubitelja igre je obilježena poviješću, i željom da se svaki veliki trenutak igre pretvori u povijesnu činjenicu. Marquez je u mnogim takvim trenucima sudjelovao, bio je glavni akter velikih predstava, nikada grub ni podao u igri, viteški lijep muškarac, latinskih manira.

Nikica Jelavić ispunjen je time što se sjetio:

– Puto!

Tu riječ naučio je od brazilskih i meksičkih navijača, koji njome provociraju protivničke vratara. Ritmično skandiraju dok se golman zatrčava prema lopti, a kada ju konačno ispuca, dok je lopta visoko u zraku, stadionom se iz tisuća grla začuje:

– Puto!

Riječ koja znači peder ili muška prostitutka. Navodno su iz Fife zaprijetili brazilskome i meksičkom nogometnom savezu da će ih kazniti zbog homofobije njihovih navijača. Hrvatima prijete zbog antisemitizma i neonacizma njihovih navijača. Nikica Jelavić naučio je, eto, jednu španjolsku i portugalsku riječ, bijesan zbog poraza. Rafael Marquez ne bi ga razumio da mu je, recimo, doviknuo: komunisto, Srbine, Židove. Zato mu je rekao to – Puto! I čini se da je rastužio velikoga igrača. Nikad njih dvojica neće postati prijatelji. Zato što Jelavić nema historijske svijesti, bez koje nije moguća velika igra. On jedini ne zna tko je Rafael Marquez.

Hrvatska je izgubila ovu utakmicu iz jednoga jednostavnog razloga: Meksiko je skoro svih devedeset minuta bio bolji. I to mnogo, mnogo bolji. Nije pomogao ni krajnje blagonakloni uzbekistanski sudac Ravšan Irmatov, koji u šezdeset trećoj minuti, dok je rezultat još bio 0:0, nije sudio jedanaesterac kada je Dario Srna pred svojim golom izveo koreografski miks klizećeg starta i golmanske parade, i s obje ruke uhvatio loptu.

Naprosto, pomoći nema, niti je može biti kada je protivnik bolji, a slabiji tim toliko je opterećen stvarima koje nemaju veze s igrom.

Recimo, politikom.

Pred polazak na Svjetsko prvenstvo hrvatski su nogometaši davali novinske intervjue u kojima su osim o patriotizmu, domovini, Bogu i naciji govorili o svome kažnjenom kolegi Josipu Šimuniću. U Brazilu će, govorili su, igrati i za njega. Nepravedno je kažnjen zbog ljubavi prema domovini.

Teško je igrati nogomet s Josipom Šimunićem na leđima. Sa Šimunićem i sa svim onim muškarcima u crnim i kaki odorama, koji su se od 1941. do 1945. međusobno pozdravljali Šimunićevim pozdravom. Teško je igrati dok ti navijači skandiraju: ajmo, ajmo ustaše! I dok jedna strana stadiona krikne: Za dom! A druga odgovara: spremni! Pogotovo je teško u Brazilu, gdje je navijača malo, i njihovi se glasovi ne čuju među desetinama tisuća nasmijanih, veselih, sretnih ljudi.

Teško je igrati nogomet ako se pobjeda proglasi za patriotski čin, a poraz je poput smrti u ratu. Ili nepravde i velike prevare. Nakon utakmice s Brazilom, kada je japanski sudac sudio dvojbeni jedanaesterac protiv Hrvatske, hrvatski izbornik Niko Kovač se, zajedno sa svim medijima u domovini, ponio poput onih Nijemaca koji su bili ojađeni uvjetima Versajskoga sporazuma po završetku Velikog rata. Danima su hrvatske novine i internetski portali bili preplavljeni rasističkim iskazima na račun japanskoga nogometnog suca, svih Japanaca i Japana. Naciju koja se osjetila kolektivno povrijeđenom netko je uvjerio da na to ima pravo. Srećom, došla je utakmica protiv Kameruna jer bismo, možda, objavili rat Japanu.

Nogomet se, naprosto, tako ne igra.

Da bi se u takvoj, patriotskoj, političkoj, državotvornoj igri pobijedilo, treba se imati mnogo sreće i treba se biti mnogo jači od protivnika. Nakon pobjede nad Kameruncima, hrvatske su novine Niku Kovača proglasile – generalom. Ali sasvim ozbiljnim, nimalo metaforičnim generalom. On je trebao nastaviti ono što je započeo general Gotovina. I možda je i zato njegov tim morao izgubiti protiv Meksika. Što su mogla jedanaestorica vojnika, na čelu s generalom, protiv te veličanstvene, premda i pomalo naivne koreografije, kojom je veteranski dirigirao dobri Rafael Marquez?

Kommentare (1)

ashley lerche am

Wie kann man Artikel dieses voreingenommenn, hasserfüllten Menschen veröffentlichen??
Als Jugoslawien zerschlagen wurde, brach seine Welt zusammen. Seitdem verdreht er jedes geschichtliche Detail bis ins Unkenntliche… Man sollte ihn sperren wie man manche Fußballspieler sperrt – am besten für immer…

e

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