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14. Juli 2014

Deutschland – Argentinien 1:0 „Weltmeisterschaft in zwei Zügen“ – kommentiert von Miljenko Jergovic

Welttheater auf dem Rasen
Fotos: Ivan Posavec; dpa | Felipe Trueba

Ich sehe den Jungen im argentinischen Trikot: er weint, sein Vater will ihn trösten, aber der Junge stößt ihn von sich. In der Niederlage gibt es keinen Trost. Das ist das Erste, was man lernt. Das Zweite: Die Niederlage ist der tiefere Sinn beim Fußball. Die Jungs, deren Mannschaften immer gewinnen – falls es das überhaupt gibt – bleiben nur kurz auf der Tribüne, verlieren dann schnell das Interesse. So wurde ich auch selbst mit dem Fußballfieber infiziert: bei der Weltmeisterschaft 1974 verlor Jugoslawien 2:0 gegen Deutschland. Da dachte ich, wir müssten nur geduldig warten, dann würde unsere Mannschaft eines Tages auch gewinnen. In der Zwischenzeit hat sich allerdings eine Niederlage an die nächste gereiht, die fußballerischen und andere auch, so lange, bis wir nicht mehr wussten, welche nun unsere Mannschaft war. Da wurde ich frei, jetzt kann ich sein, für wen ich will, keine Hymne berührt mich mehr, kein Lied macht mir noch Gänsehaut. Eine solche Freiheit wünsche ich dem argentinischen Jungen von der Tribüne in Maracana, der da in der achzehnten Minute weint, nicht.

Nicht nur im Stadion war die Trauer groß. Auch in Buenos Aires flossen nach der Niederlage Tränen. Foto: picture alliance/dpa
Nicht nur im Stadion war die Trauer groß. Auch in Buenos Aires flossen nach der Niederlage Tränen. Foto: picture alliance/dpa

Ich glaube, Argentinien hat das Spiel in der zwanzigsten Minute der ersten Halbzeit verloren. Da hat der deutsche Mittelfeldspieler Toni Kroos einen Kardinalfehler begangen: er hat den Ball mit dem Kopf in den eigenen Strafraum zurückgeschossen, wahrscheinlich in der Hoffnung, der Tormann würde ihn aufnehmen, der Ball aber fiel Neapels hervorragendem Stürmer Gonzalo Higuain vor die Füße. Zwischen ihm und dem deutschen Tor, das sich in diesem Moment ausdehnte und nicht mehr nur sieben Meter breit war, sondern ganze siebzig, war nur noch Manuel Neuer. Selbst der konnte da nichts mehr machen. Er war überwunden, machtlos, ein von seiner Verteidigung verlassener Torwart.

Gonzalo Higuain scheiterte nicht nur ein Mal an Manuel Neuer. Foto: picture alliance/dpa
Gonzalo Higuain scheiterte nicht nur ein Mal an Manuel Neuer. Foto: picture alliance/dpa

Aber Higuain machte noch ein paar Schritte auf das deutsche Tor zu – und verschoss den Ball. Alles, was sich weiterhin ereignen sollte, in den nächsten hundert Minuten, war eine logische Folge dieses Fehlschusses. Und dann kämpfte sich André Schürrle durch die ausgepowerte Verteidigung, blitzte auf wie ein Lionel Messi und schoss den Ball in den Strafraum, wo Mario Götze in zwei Zügen eben jene Art von Meisterschaft vorführte, wegen der Fußball überhaupt angeschaut wird. Wegen der Fußball überhaupt gelebt wird.
Und da weinte der argentinische Junge. Meine Frau war längst ins Schlafzimmer geflüchtet. Sie hältVerlängerungen und Elfmeterschießen nicht aus, die Tatsache, dass jemand verliert und wegen dieser Niederlage verzweifelt ist. Ich finde das ein bisschen albern. Ich fühle mich da eigentlich wie ein Veteran mit tausend Narben und tausend Niederlagen. Zumindet beim Fußball braucht man nicht um diejenigen trauern, die verlieren.

Aus meiner Sicht hat Argentinien die Niederlage verdient. Ihr hässliches Fußballspiel, voller Destruktion und Zerstörungswut, mit einer Verteidigung, die an den italienischen, von Enzo Bearzot kommandierten Panzer 1982 erinnert, kann ich aus vielen Gründen nicht ertragen. Erstens ist das, was sie tun, langweilig und zweitens, noch wichtiger: es ist aus ästhetischer, und weiß Gott auch aus ethischer Sicht inakzeptabel, dass das eine Mannschaft macht, in der Lionel Messi spielt.

Und noch was: als die Griechen vor zehn Jahren einen so destruktiven Fußball spielten, schrie ganz Europa auf und machte die Griechen zu den schwärzesten Bösewichten. In der europäischen Presse wurde eine Anti-Utopie beschworen, der zufolge sogar der Fußball verschwinden würde, die Zuschauer vor Langeweile sterben, wenn man Griechenland und seinem Trainer Otto Rehagel weiter erlaubte, so zu spielen.
Damals war ich aus ganzem Herzen für Griechenland. Weil ich glaube, dass Außenseiter ein Recht auf jedes fußballerische und nichtfußballerische Mittel haben, sogar darauf, den Gegner und das Publikum durch Langeweile umzubringen. Aber wenn man Argentinien ist, und das noch in der Generation, in der Lionel Messi spielt, hat man einfach kein Recht auf ein solches Spiel. Selbst dann nicht, wenn der größte Teil des Publikums sich dumm stellt oder an Geistererscheinungen leidet, wenn ihnen der argentinische Tango oder Jorge Luis Borges erscheint. Ein Panzer-Tango. Und der große Borges, der der Meinung war, dass die Liebe zum Fußball immer mit einer gewissen Portion Dummheit, einem Mangel an Intelligenz und Vorstellungskraft einhergeht… (Ich selbst würde allerdings auch dann nicht vom Fußball ablassen, wenn sich zweifelsfrei herausstellte, dass das alte Genie recht hatte.)

 Jorge Luis Borges (*1899; † 1986) war argentinischer Schriftsteller und verfasste eine Vielzahl phantastischer Erzählungen, Gedichte und Kurzgeschichten.
Jorge Luis Borges (*1899; † 1986) war argentinischer Schriftsteller und verfasste eine Vielzahl phantastischer Erzählungen, Gedichte und Kurzgeschichten.

Die Deutschen haben wieder schön gespielt. Unvollkommen, riskant, zeitweise sogar schlecht, aber wirklich schön. Eigentlich haben sie genau so gespielt wie Mario Kempes‘ Argentinien 1978 gegen jenes schlechte und depressive Deutschland von Berti Vogts spielte, dem es eines Tages im Juni in Córdoba sogar gelang, gegen Österreich zu verlieren und damit aus dem Wettbewerb auszuscheiden. Das jetzige Deutschland wirkte genau wie das damalige Argentinien, wobei ein Umkehrschluss jedoch übertrieben wäre. Argentinien hat doch nicht so hässlich und schlecht wie Deutschland 1978 gespielt. Allerdings habe ich nach dieser Weltmeisterschaft den Eindruck, dass Hans Krankl den Deutschen 1978 einen Dienst erwiesen hat. Wären sie eine Runde weiter gekommen, hätte ihnen passieren können, was Brasilien in der jetzigen Weltmeisterschaft passierte…

Und so sind wir also am Ende angekommen. Jetzt heißt es wieder, auf die nächste Weltmeisterschaft warten. Die Welt wird bis dahin wohl nicht untergehen. Die Reichen werden die Armen bis dahin wohl auch nicht auffressen. Und Vladimir Putin wird bis dahin außerhalb des Fußballplatzes wohl auch die Ukraine nicht eleminieren, und auch sonst hoffentlich keinen…


 

Njemačka – Argentina 1:0 (Svjetsko) Majstorstvo u dva poteza

Gledam dječaka u dresu argentinske reprezentacije: plače, otac ga grli, htio bi ga utješiti, ali dječak ga odguruje. Nema utjehe u porazu. To je prvo što se nauči. Drugo: poraz je najdublji smisao nogometa, ono zbog čega se postaje doživotnim ovisnikom o igri. Dječaci čije su ekipe uvijek pobjeđivale – ako takvi uopće i postoje – kratko bi se zadržali na tribinama, brzo su gubili interes za nogomet. Tako sam se i ja zarazio igrom: na Svjetskom prvenstvu 1974, kada je Jugoslavija izgubila od Njemačke 2:0. Povjerovao sam da samo treba biti strpljiv, da će i naši jednom pobijediti. U međuvremenu, nizali su se porazi, nogometni i oni drugi, sve dok više nisam znao koji su to naši. Tada sam postao slobodan, mogu navijati za koga hoću, nijedna me himna ne gane, nema pjesme od koje me podilaze trnci… Ne bih poželio argentinskom dječaku sa tribina Maracane, koji plače u sto osamnaestoj minuti utakmice, takvu slobodu.

Vjerujem da je Argentina izgubila utakmicu u dvadeset i prvoj minuti prvoga poluvremena. Tada je njemački stoper (je li to bio Mats Hummels ili možda Benedikt Höwedes?) napravio kardinalnu grešku: glavom je vraćao loptu u vlastiti šesnaesterac, nadajući se, valjda, da će je prihvatiti golman, i lopta je pala pred noge sjajnoga centarfora Napolija Gonzala Higuaina. Između njega i njemačkoga gola, koji se tog trenutka raširio, i nije više bio širok sedam nego sedamdeset sedam metara, bio je samo Manuel Neuer. Ni on tu više ništa nije mogao. Savladan, nemoćan, slab, golman kojeg su izdali njegovi stoperi. Neuer ili bilo koji drugi golman.
Ali Higuain je napravio još nekoliko koraka prema njemačkom golu i – promašio.
Sve što se dalje bude događalo, u sljedećih stotinjak minuta, bit će logična posljedica tog promašaja. A onda se Andre Schürrle probio kroz iznemoglu argentinsku obranu, sijevnuo je poput Lionela Messija, ubacio loptu u kazneni prostor, gdje je Mario Götze u dva poteza izveo onu vrstu majstorstva zbog koje se nogomet i gleda. Zbog koje se nogomet živi.
Tu je argentinski dječak zaplakao.
Moja žena je već bila pobjegla u spavaću sobu. Ona ne može izdržati produžetke, jedanaesterce, činjenicu da će netko izgubiti, i bit će očajan zbog poraza.
Meni je to malo smiješno. U toj stvari osjećam se kao veteran s tisuću ožiljaka iz tisuću poraza. Barem u nogometu ne treba žaliti one koji gube.

Argentina je, iz moje perspektive, zaslužila da izgubi.
Taj njihov ružni nogomet, pun destrukcije i razbijanja igre, s obranom koja izgleda kao talijanski blindirani tenk iz 1982, kojim komanduje Enzo Bearzot, nešto je što iz više razloga ne mogu podnijeti. Prvo, to što rade je dosadno, a drugo i važnije: neprihvatljivo je i s estetske, a bogme i s etičke strane, da to radi reprezentacija u kojoj igra jedan Lionel Messi.

I još nešto: kada su takav destruktivan nogomet prije desetak godina zaigrali Grci, cijela je Europa zavijala i zapomagala, govoreći o Grcima kao o najcrnjim negativcima. Po europskoj štampi razrađivala se antiutopija prema kojoj će nestati nogometa, publika će pomrijeti od dosade, bude li se Grčkoj i njihovom selektoru Ottu Rehhagelu dopustilo da tako nastave.

Tada sam svim srcem navijao za Grke. Zato što vjerujem da autsajderi imaju pravo na sva raspoloživa nogometna i nenogometna sredstva, pa i na ubijanje protivnika i publike dosadom. Ali kada ste Argentina, i to u generaciji Lea Messija, nemate pravo na takvu igru. Bez obzira na to što se veći dio publike pravi ćorav, ili što pati od priviđenja, pa mu se priviđaju argentinski tango i Jorge Luis Borges. Tenkovski tango. I veliki Borges, koji je smatrao da je za ljubav prema nogometu potrebna i stanovita vrsta gluposti, pomanjkanja inteligencije i imaginacije… (Osobno, ne bi odustao od nogometa ni kada bih se nedvosmisleno uvjerio da je stari genij bio u pravu.)

Nijemci su opet igrali lijepo. Nesavršeno, riskantno, na trenutke i loše, ali veoma lijepo. Igrali su upravo onako kako bi 1978. Argentina Maria Kempesa igrala protiv one loše i depresivne Njemačke Bertija Vogtsa, kojoj je jednoga lipanjskog dana u Cordobi uspjelo čak i to da izgubi od Austrije, i tako ispadne iz nastavka natjecanja. Današnja Njemačka izgleda baš kao tadašnja Argentina, premda bi obrnuta usporedba bila pretjerana. Argentina, ipak, nije tako loša i ružna kao Njemačka 1978. Iako, nakon ovoga Svjetskog prvenstva čini mi se da je Hans Krankl 1978. Nijemcima učinio uslugu. Da su prošli u drugi krug natjecanja, moglo im se dogoditi ono što se na ovom prvenstvu događalo Brazilu…

I tako smo, eto, došli do kraja. Sad treba dočekati sljedeće svjetsko prvenstvo. Valjda svijet neće do tada propasti. Valjda bogati neće prožderati siromašne. Valjda Vladimir Putin neće izvan nogometnog terena eliminirati Ukrajinu i još ponekoga…

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