Dobre Dobrev, besser bekannt als Großvater Dobry, ist eine Ikone im heutigen Bulgarien, ein Symbol der Spiritualität und der Großzügigkeit. Obwohl er Asket ist, ist er in den letzten Jahren der größte Geldgeber und Stifter der bulgarischen orthodoxen Kirche.
Jeden Tag fährt Großvater Dobry aus seiner Heimatstadt Baylovo 40 Kilometer in die Hauptstadt Sofia, um die Gläubigen, die die mit Gold ausgestattete Alexander-Newski-Kathedrale oder die „Kirche der Sieben Heiligen“ besuchen, um Spenden zu bitten. So sammelte er auch das Geld für seine bislang größte Spende im Jahre 2009, insgesamt 39.000 Lewa (ungefähr 17.500 Euro). Das Geld stiftete er für die Restaurierung der Alexander-Newski-Kathedrale. Der Betrag überschritt sogar die durchschnittliche Gesamtsumme der Spenden der Besucher, die jährlich die Kirchen besichtigen. Über die Jahre hinweg beschaffte er das Geld, das für die Renovierung der Kirche des Hl. Method und Kyrill in seiner Heimatstadt Baylovo gebraucht wurde (etwa 5000 Euro), und spendete für die Restaurierung der Kirchen in Kalofer und Poibrene.
Großvater Dobry lebt ein altruistisches Leben, ein Leben, das der Religion und der Nächstenliebe gewidmet ist. Sein ungewöhnliches Aussehen mit weißem Haar und Bart, in handgemachter traditioneller Tracht und seine große Liebe zu Kindern sind die Gründe, weshalb er oft „der Heilige von Baylovo“ genannt wird. Selten erlaubt er, dass man ihn fotografiert und lehnt jegliche materielle Unterstützung ab, die man ihm hin und wieder anbietet. Großvater Dobry ist ein Mann mit heiliger Mission, kein Bettler. Für viele junge Bulgaren ist er ein wirkliche Inspiration – was seinen Ausdruck auch auf Facebook findet, wo er 184 421 Freunde hat und seine Beliebtheit ständig wächst.
Darüber hinaus ist Großvater Dobry vielen eine künstlerische Inspiration. Letztes Jahr entstand ein 25 Meter großes Graffiti an der Rückseite eines sozialistischen Häuserblocks im Hadji-Dimiter-Viertel in Sofia. Der Künstler Nasimo nannte das Projekt „Souls in Walls“ und nahm mit ihm am Festival Urban Creatures – Urban Art Festival teil. „Ich brauchte sieben Tage, um das Gesicht von Großvater Dobry zu zeichnen. Während ich daran arbeitete, kamen viele Menschen vorbei und drückten mir ihre Anerkennung aus“, sagte Nasimo und fügte hinzu: „Ich kenne ein paar junge Leute, die ein ähnlich bescheidenes und einfaches Leben führen. Sie suchen keine gesellschaftlche Anerkennung und auch nicht die Aufmerksamkeit der Menschen. Genau wie Großvater Dobry.“
Im Juli 2014 feiert Großvater Dobry seinen hundertsten Geburtstag. Aus diesem Anlass hat die Galerie ATELIE PLASTELIN eine Wohltätigkeitsausstellung organisiert, bei der verschiedene junge Künstler Portraits von Großvater Dobry angefertigt haben. Die Künstler wollen ihre Bilder verkaufen und Großvater Dobry das Geld zur Verfügung stellen. Er soll entscheiden, was damit passieren soll. „Ein Ziel der Initiative ist es, junge bulgarische Künstler zu animieren, sich sozial mehr zu enagagieren.“, sagt Nikolina Bogdan, selbst Künstlerin und Organisatorin des Projekts. „Großvater Dobry kommt aus einem Paralleluniversum. Seinem Beispiel können die Menschen heute kaum folgen, weil sie viel zu egozentrisch sind“, meint Nikolina. Die Ausstellung soll am 20. Juli eröffnet werden und bis zum 31. Juli andauern.
Ein paar Bilder der Ausstellung gibt es auch hier bei uns:










