
Journalisten aus Bayern glauben oft, in Österreich ein Heimspiel zu haben. Schließlich sind die Dialekte eng verwandt, für manche Sprachforscher gehört Österreichisch sowieso zur bairischen Sprachfamilie. Mag ja sein. Nur: zu glauben, als Baier (ein des Bairisch mächtiger Bayer!) sei es ein Leichtes, Österreich zu kennen und – zu verstehen, weit gefehlt. Vor allem im Umgang mit Behörden erleben Journalisten das sehr schnell.
Es geht um das Selbstverständnis. Es ist offenbar doch das unterschiedliche Erbe, das dieses bestimmt. Der Unterschied zwischen dem letztendlich auch in Bayern doch preußisch beeinflussten Berufsbeamtentum und dem aus kaiserlich-königlichen k. u. k-Wurzeln erwachsenen Selbstverständnis in Wien.
Ein Anruf bei der Medienstelle (bundesdeutsch: Pressestelle). Die Klappe (bundesdeutsch: Nebenstelle) ist besetzt oder, was genauso oft passiert, nicht erreichbar. Die Zentrale versucht zu verbinden, ohne Erfolg. „Wolln´s de Klappe haben?“ Dann endlich Treffer. Ja, klar werde man dieses und jenes Anliegen behandeln. „Kein Problem“, „aber immer doch“ „gern gschehn“ „ich rufe Sie zurück“ „unter der Telefonnummer?“ „aber selbstverständlich doch“ usw. Der Journalist freut sich über die freundliche Behandlung, ist zufrieden und – wartet.
Zwei Tage später: immer noch Warten! Irgendwann ruft man halt doch selbst wieder an. Medienstelle, gleiche Reaktion, wieder sehr freundlich, andere Kollegin diesmal. „Selbstverständlich“, „aber gern doch“ usw. (siehe oben). Ja, aber man habe doch bereits mit einer anderen Kollegin alles schon vereinbart… „Ah das war wahrscheinlich die Frau Magister …?“ Ja, genau. Die Frau Magister … Ob man die vielleicht sprechen könnte? „Nein, leider, die ist seit gestern im Urlaub.“ Ja, aber sie wollte doch … Nein, habe sie nicht. Und schon wird alles klar. Da hat wohl das Begehr eines bairischen Journalisten im Hörfunkstudio Wien bei den Urlaubsvorbereitungen gestört.
Aber – und das muss der Gerechtigkeit halber angefügt werden: Das angedachte und beantragte Interview hat geklappt und ist auch recht gut geworden. Und: es war letztendlich niemand verstimmt oder gar böse. Was lernt man? Das nächste Mal einfach höflich fragen, ob Herr oder Frau Magister gerade in Urlaubsvorbereitungen stecken. Wenn ja, nicht weiter stören, einfach einen schönen Urlaub wünschen, und sich nie mehr über die vermeintliche Trägheit oder Unbekümmertheit bayerischer Behörden aufregen. Gern g´schehn.
Text: Franz Bumeder, Leiter Bayern-Center des BR in München, zur Zeit Vertretung im Studio Wien