Archiv
23. November 2014

Slowenien: Katholische Kirche will mit Bescheidenheit aus dem Tief

Über die neue kirchliche Bescheidenheit berichtet Stephan Ozsvath

Anton Stres (Mitte) und Marjan Turnsek (rechts) mussten aufgrund des Finanzskandals ihren Hut nehmen. Foto - picture-alliance/dpa
Anton Stres (Mitte) und Marjan Turnsek (rechts) mussten aufgrund des Finanzskandals ihren Hut nehmen. Foto – picture-alliance/dpa

Ein Franziskaner-Mönch ist der neue Erzbischof von Ljubljana. Stane Zore heisst er, er stammt aus der mittelslowenischen Gemeinde Kamnik, und er hat ganz offenbar Humor. „Vor Jahren war ich mal am Triglav, dem höchsten Berg Sloweniens. Es war sehr stürmisch. Aber das war ein Kinderspiel – verglichen mit den Blitzen hier“, kommentierte Zore das Blitzlicht-Gewitter anlässlich seiner Amtseinführung.
Zore soll mit helfen, die slowenische Kirche aus ihrer tiefen Krise zu führen. Im Sommer letzten Jahres hatte der Vatikan tabula rasa in Slowenien gemacht – und die Erzbischöfe von Maribor und Ljubljana gefeuert. Hintergrund der Abberufungen: Die slowenische Kirche, vor allem die Erzdiözese Maribor hatte sich mit riskanten Spekulations-Geschäften in den Ruin manövriert. Der Schaden: Fast zwei Milliarden Euro. Die katholische Kirche in Österreich musste einspringen, und den Glaubensbrüdern in Slowenien helfen.
Die slowenischen Kirchenführer hatten in der Vergangenheit ein Wirtschaftsimperium aufbauen wollen, um Geld für die Gemeinden zu beschaffen. Drei Holdings , namens „Glocke Eins“ und Zwei, sowie „Wirtschaftswachstum“ hatten seit Anfang der 90er Jahre überall investiert: In Immobilien, Verlage, Grafikunternehmen, Baufirmen, Tourimus, Brauereien, Einzelhandel und Telekom. Sogar bei einem äußerst freizügigen Privatsender hatte sich die katholische Kirche Sloweniens finanziell engagiert . Der neue, bescheidene Erzbischof von Ljubljana soll nun einen neuen Geist in die Kirche tragen: Den der Bescheidenheit und Demut.
Bozidar Rustja, Redakteur der katholischen Zeitschrift „Ognjisca“ („Feuerstellen“) , sagt über das neue Oberhaupt der Erzdiözese Ljubljana. „Er sprach viel über die Schwächen von uns Geistlichen, über die Schwächen der Kirche und über seine eigene Machtlosigkeit. Darüber, dass er keine Patentrezepte besitzt. Er benutzt am häufigsten das Wort Dialog. Das erfüllt mich mit Hoffnung.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.