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Slowenien empfängt Russlands Präsident Wladimir Putin
Umstrittener Besuch in schwierigen Zeiten
Wenn man die Menschen in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana fragt, was sie von dem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in ihrer Heimat halten, dann bekommt man von den meisten eine klare Antwort: „Ich finde es super, dass das Verhältnis zwischen Russland und Slowenien gepflegt wird. Besser zu Putin als zum Westen,“ sagt ein junger Slowene. Eine junge Frau meint: „Es ist okay, dass er kommt. Es gibt deshalb viel Aufmerksamkeit – und das ist auch eine gute Werbung für Slowenien.“
Einige europäische Partner in der EU und in der NATO mögen das etwas anders sehen. Slowenien empfängt den Kremlchef – und das mitten in der diplomatischen Eiszeit zwischen Europa und Russland. Wladimir Putin kommt auf Einladung des slowenischen Präsidenten Borut Pahor am Samstag in das kleine Land.
Es ist gut den Dialog zu pflegen, damit wir verstehen, wie in Moskau gedacht wird. Wenn wir nur die Politik Russlands analysieren, bringt uns das nicht weiter. Im Dialog hört man auch bestimmten Nuancen heraus. Manchmal sagen Gesten mehr als die offiziellen Statements der Politiker. Das hilft dem gegenseitigen Verständnis. Und das kommt auch unseren Partnern in der Europäischen Union zugute.
Marko Markovec, außenpolitischer Berater Pahors
Präsident Putin wird an diesem Samstag eine russische Kapelle unterhalb des slowenischen Vrsic-Passes besuchen. Vor 100 Jahren wurde sie von russischen Kriegsgefangenen errichtet – zur Erinnerung an ihre Kameraden, die beim Bau der Alpenstraße ums Leben gekommen sind. Seit vielen Jahren gilt die Kapelle als ein Symbol für Freundschaft zwischen Slowenien und Russland. Nach Ansicht von Marko Markovec ist dieses Gedenken der richtige Rahmen für den Besuch des Kremlchefs:
„Das ist ein pietätvolles Ereignis. Es geht nicht darum, politische Ansichten auszutauschen. Sondern es geht um die Erinnerung an die Opfer des ersten Weltkrieges, an die tragischen Ereignisse von damals. Und es geht darum zu sagen: so etwas wollen wir nicht mehr.“
Das slowenische Präsidialamt bemüht sich sichtlich, diese Visite von Präsident Putin nicht als offiziellen Staatsbesuch darzustellen. Sondern ihn stets in den Kontext des Gedenkens zu stellen. Für Bostjan Marko Turk ist das wenig überzeugend. Er ist Professor an der Universität Ljubljana und politischer Analyst – er hält diese Einladung Sloweniens an den russischen Präsidenten für völlig falsch:
Wieso wird Putin empfangen, wenn die Europäische Union Sanktionen gegen Russland verhängt hat? - Wegen der Annexion der Krim und wegen der Ereignisse in der Ost-Ukraine. Die Sanktionen wurden doch gerade erst verlängert. Mit diesem Besuch verärgert man doch den Rest Europas und man verärgert die NATO.
Bostjan Marko Turk, Professor an der Universität Ljubljana und politischer Analyst
Auch Slowenien hat für die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland gestimmt. Gleichzeitig heißt es im slowenischen Präsidialamt, diese Sanktionen dürften nicht für alle Ewigkeit gelten. Es ist also ein Balanceakt, den die slowenische Politik versucht zu vollbringen. Einerseits die klare Orientierung zum Westen und zur EU, andererseits der Versuch eines Dialogs mit dem Kreml. Europäische Partner, wie zum Beispiel Polen oder die Länder des Baltikums, sehen diese Strategie mit großen Misstrauen.