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Mit „Happy Film“ dreht der österreichische Stardesigner Stefan Sagmeister seinen ersten Film
Als rosa Hase auf der Brooklyn Bridge
Ich glaube nicht dass sich das Glück direkt verfolgen läßt. In Wien sagt man das Glück is a Vogerl, und ich glaube man kann die Voraussetzungen schaffen, den Baum bauen mit vielen Ästen, so dass das Vogerl öfters vorbeikommt und ab und zu auch länger bleibt.
Stefan Sagmeister
Er entwarf Cover für die Rolling Stones Lou Reed oder die Talking Heads und gewann mit seinen Typografien zahlreiche Designpreise. Jetzt hat er das Glück ausgiebig erforscht. Der Designer Stefan Sagmeister. Er wurde in Bregenz geboren und lebt seit zwanzig Jahren in New York. Alle paar Jahre schließt der 54-jährige sein Studio dort für ein Jahr, um dann mit neuer Tatkraft weiter zu machen. Bei einem solchen Sabbatjahr kam ihm 2009 in Indonesien auch die Idee, sich mit dem Thema Glück zu beschäftigen. Sieben Jahre lang setzte er sich dann damit auseinander.
In seinem 95 Minuten langen Film begibt sich Stefan Sagmeister in viele Situationen. Und hüpft unter anderem im plüschigen rosa Hasenkostüm über die Brooklyn Bridge in New York. „Es begann vor sechs Jahren als Grafik Design Projekt und jetzt geht es vor allem um mich“ Seine Stimme aus dem off hat unverkennbar einen österreichischem Akzent. Man hört also, hier spricht kein native speaker , aber ein Mann der als rosa Hase dann auch noch den Verkehr in New York City regelt, der braucht ohnehin einen großen Schuss Selbstironie. Unbefangen, spielerisch, irgendwie entwaffnend, für manche vielleicht naiv widmet sich Stefan Sagemeister in seinem „Happy Film“ dem Thema Glück. Sieben Jahre lang setzte er sich dann damit auseinander. Vor allem auf der Grundlage der „Glückhypothese“ des amerikanischen Psychologen Jonathan Haidt probierte Sagmeister drei unterschiedliche Dinge aus, die die Menschen glücklicher machen können: Meditation, Medikamente und Therapie. Ein selbstironisches Videotagebuch und Aufnahmen der Co – Regisseure Hilmar Curtis und Ben Nabors kommentieren alles. Sei es die Langeweile oder Rückenschmerzen beim Meditieren oder eine euphorische Liebe zu einer junge Frau unter Tabletteneinfluss.
Es sind teils witzige, teils traurige Szenen. Auch bebildert mit Blättern oder Früchten aus denen Lebenssprüche entstehen oder mit Wasser gefüllten Ballons, die über dem Designer und seinem Team zerplatzen.
In New York muss Sagmeister wildfremde Menschen ansprechen. Auf Bali bilden Tänzerinnen mit gelben Stoffrollen den Satz – „Make the first step“ und auf der Suche nach mehr Sinn reitet er auf einem Elefanten
Besucher des Wiener Museums für angewandte Kunst – MAK – werden vor allem die Videos schon kennen. Sie waren Teil einer Ausstellung im Jahr 2015. Sagmeisters Ausgangsfrage „Kann ich meine Persönlichkeit verändern, um mich selbst glücklicher zu machen?“ führte in ein Projekt mit Höhen und Tiefen. Sagmeister erkannte viel über sich und das Leben. Andererseits verheimlichte Hillman Curtis, einer der Co Regisseure seine Krebserkrankung. Er starb im vierten Jahr der Dreharbeiten. Im Film sollte es eigentlich allgemein um Glück gehen, doch das war einfach zu groß meint Sagmeister und er entschied, sein eigenes Glück zum Thema zu machen. Lange habe er aber nicht realisiert, dass es ein dann Film über ihn werden würde. „Ich habe Jahre meines Lebens an diesem Film gearbeitet und am Ende kommt heraus : ich bin ein Arschloch.“ Stefan Sagmeister macht einen entspannten und freundlichen Eindruck. Die Filmszenen wirken leicht, doch die Arbeit daran war kompliziert und verlangte Stefan Sagmeister und seine Kollegen einiges ab. „Es war mein erster Film und ich habe mein Können überschätzt. Design kann ich, wenn da etwas nicht so läuft habe ich Strategien, das war beim Film anders“. Zudem wurde erst im Schnitt über das Enddrehbuch entschieden, für den Designer die reine Qual. Nicht jeder ist übrigens seines Glückes Schmied. Denn auch die Gene beeinflussen, ob ein Mensch glücklich sein kann oder nicht. Für einen positiven Künstler wie Sagmeister bedeutet das aber, man kann es also beeinflussen aber, „Ich glaube nicht dass sich das Glück direkt verfolgen läßt. In Wien sagt man das Glück is a Vogerl, und ich glaube man kann die Voraussetzungen schaffen, den Baum bauen mit vielen Ästen, so dass das Vogerl öfters vorbeikommt und ab und zu auch länger bleibt.“
Mehrere Male im Jahr ist der gebürtige Bregenzer und Grammy Preisträger Stefan Sagmeister in Österreich. 2016 wurde er sogar zum Auslandsösterereicher der Jahres gewählt. Beim Taxifahren ist ihm dieses Mal aufgefallen, dass viele Menschen unzufrieden sind. In der Tat sei es wissenschaftlich bewiesen, dass negative Gefühle im Menschen schneller seien als positive. Das komme aus der Ursteinzeit. „Wenn man den Säbelzahntiger nicht gesehen hat, war man tot. Wenn man die Banane nicht gleich sieht ist es egal“, so Sagmeister. Deswegen sei es auch sinnlos, Zeitungen mit ausschließlich guten Nachrichten zu machen. Ihm selbst geht es genauso. „Wenn ich irgendwo einen Artikel lese, ach, der Obama hat jetzt doch den „global warming“ Vertrag unterschrieben, da lese ich das erste Drittel und dann schlafen mir die Zehen ein. Obwohl mir das Thema wichtig ist. Während wenn es einen neuen Trumpskandal gibt den es ja zeitweise täglich gegeben hat, den hab ich durchgelesen von A bis Z“.
In seiner Wahlheimat USA hat er sich gegen Donald Trump engagiert. Das stimmt ihn nicht gerade zuversichtlich. Hat ihn die Arbeit an seinem Happy Film trotzdem glücklicher gemacht?
„Ich weiß das wird unglaublich klingen, aber ja!“
The Happy Film (Festival Trailer)
„Ich habe Jahre meines Lebens an diesem Film gearbeitet und am Ende kommt heraus : ich bin ein Arschloch.“ – Stefan Sagmeister als rosa Hase der erschöpft an einem Brunnen sitzt. Foto: Poly Filmverleih