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Der Regierungschef tritt bei der Präsidentenwahl an
Vucic will Serbien allein steuern
Unsere Aufgabe ist es, Serbien stärker und in der Welt respektierter zu machen, so wie wir das in den letzten 3, 4 Jahren gemacht haben.
Aleksandar Vucic, Regierungschef und Präsidentschaftskandidat der Fortschrittspartei SNS
Ich habe die Ambition, weiter zu helfen - jetzt dem neuen Präsidenten Serbiens.
Tomislav Nikolic, noch Präsident, einst Vucics Ziehvater
Er hat sich vom aggressiven Ultranationalisten zum pro-europäischen Reformer gewandelt und ist spätestens seit der Wahl zum Regierungschef 2014 unumstritten der starke Mann Serbiens: Aleksandar Vucic. Nun will sich der hochgewachsene Regierungschef, gleichzeitig Chef der Fortschrittspartei SNS, im April zum Präsidenten wählen lassen, obwohl das formal gesehen das unbedeutendere Amt ist. Warum? Die Präsidentenwahl drohte für den ungelenken SNS-Amtsinhaber Tomislav Nikolic, der in nationalistischen Parolen und Russland-Nähe verharrt, verloren zu gehen. Bevor ein Oppositionskandidat Präsident wird, hat sich Vucic von seiner Partei kurzerhand selbst für die Wahl zum Staatsoberhaupt nominieren lassen und wird diese wohl auch gewinnen. Gleichzeitig hat er seinen einstigen Ziehvater Nikolic als letzten Konkurrenten ausgeschaltet. Nikolic hatte kurz gedroht, gegen Vucic zu kandidieren, musste aber beleidigt klein bei geben. Wer unter einem Präsidenten Vucic Regierungschef wird, ist aus dessen Sicht zweitrangig, er hat die Regierungspartei, den Großteil der Medien, die Politik insgesamt ohnehin selbst im Griff. Serbien, offiziell EU-Beitrittskandidat, entwickelt sich immer mehr zur Vucic-gesteuerten Autokratie, Modell Putin. Doch Brüssel und Berlin nehmen es hin, schließlich garantiert Vucic aus EU-Sicht Stabilität und hält auf der offiziell geschlossenen Balkanroute Flüchtlinge fern.
Uns werden hier Dinge zur Unterhaltung präsentiert. Statt dass wir über die Kriminalisierung der Gesellschaft reden. Der Grund dieser Kriminalisierung liegt beim Regierungschef.
Jovo Bakic, Soziologe
Wir reden hier in Serbien nicht über den Hinterhof der EU, sondern wir reden über das Wohnzimmer der Europäischen Union.
Christian Kern, Österreichischs Bundeskanzler in Belgrad