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Picasso im serbischen Flüchtlingslager
Wie ein afghanischer Junge mit Lebensfreude und Talent begeistert
Ich will ein berühmter Maler werden, wie Picasso oder Dali. Ich will aber auch Fotograf und Gitarrist werden
Farhad, von Medien "kleiner Picasso" genannt
Unter den Flüchtlingen ist der zehnjährige Farhad Nouri als der „kleine Picasso“ bekannt. Dazu kürten ihn die serbischen Medien und so wird er seither von Vielen weiter genannt.
„Sein Talent und sein fröhlicher Charakter haben ihn zu einer Art lokalem Celebrity gemacht“, sagt die Leiterin des Flüchtlingscamps „Krnjaca“, eines von 17 Flüchtlingscamps in Serbien, in denen zur Zeit mehr als 6.000 Flüchtlinge schon seit Monaten festsitzen und nach Wegen suchen, Westeuropa zu erreichen. Mit fast 1.000 Menschen ist das Camp Krnjaca das größte von ihnen.
Farhad und seine Familie – Vater, Mutter und zwei jüngere Brüder – leben hier schon 8 Monate lang. Am liebsten würden sie in die Vereinigten Staaten oder in die Schweiz ziehen, aber sie wären auch über jedes andere westeuropäische EU-Land froh, in dem sie sich eine sichere Zukunft aufbauen dürften.
Die Nouris zählen auf den kleinen Farhad, wenn sie bald, so hoffen sie, in der neuen Welt und einem neuen Leben angekommen sein werden. Sie hoffen darauf, mit Farhads Talent „dort“ ein besseres Leben führen zu können.
„Ich will ein berühmter Maler werden, wie Picasso oder Dali. Ich will aber auch Fotograf und Gitarrist werden,“ sagt Farhad, „zumindest for now“, wirft er in hervorragendem Englisch hinterher, welches er während seiner 18 monatigen Reise von Afghanistan, über den Iran, die Türkei, Griechenland, Mazedonien und Serbien gelernt hat. Griechisch und serbisch spricht er übrigens auch.
Dass ihm für die letzten beiden ‚Berufe‘ die notwendige Ausstattung gänzlich fehlt, kümmert ihn nicht. „Eine Fotokamera und die Gitarre, besorge ich als erstes, sobald wir unser neues Zuhause gefunden haben. Ich werde sie mir verdienen“.
Farhad strahlt vor Lebensfreude und sein Optimismus ist ansteckend. Alles scheint für ihn „bald“ in Erfüllung zu gehen. Die ’neue Heimat‘ ist für ihn gleich um die Ecke. Und selbst die monatelange Flucht und die lange Zeit in den Flüchtlingslagern konnten ihm nicht die Hoffnung auf ein glückliches Leben nehmen.
Seine Zeichnungen konnte mir Farhad zuerst nicht zeigen, als ich ihn im Flüchtlingscamp „Krnjaca“, unweit der serbischen Hauptstadt Belgrad, besuchte. Er hatte sie einige Tage zuvor einer Schweizer Hilfsorganisation leihweise zur Verfügung gestellt, die sie demnächst in einer Sammelausstellung unter dem Titel „Künstler auf der Flucht“ in Zürich vorstellen will. Farhads erste Ausstellung.
Die meisten Zeichnungen hatte er aber eingescannt und auf einem USB Stick gesichert, bevor er sie in die Schweiz schickte. In der Zwischenzeit sind nur zwei neue Zeichnungen entstanden. Im Büro der Campleiterin Dragana Mitrović, schauen wir uns auf ihrem Computer seine Werke an. Einen Computer besorgen, das steht übrigens auch ziemlich weit oben auf Farhads New-Home-To-Do-Liste. Dragana und Farhad haben über die Zeit eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut. „ Er ist ein sehr höflicher, smarter und fröhlicher Junge, der oft bei mir anklopft, oder draußen auf mich zukommt nur um ‚hallo‘ zu sagen oder sich über verschiedene Sachen zu informieren. Ich muss mir dann immer etwas Zeit nehmen, denn Farhad stellt viele Fragen“, sagt Dragana lächelnd.
Dann führt mich Farhad durch die Welt seiner Zeichnungen, seiner Interessen, Beobachtungen und Hoffnungen. Er kam nicht dazu alles einzuscannen. Daher kann er mir die Portraits von Angelina Jolie, Donald Trump, vom serbischen Tennisstar Novak Djoković und einige weitere bei dieser Gelegenheit nicht zeigen. Die Besucher der Ausstellung in Zürich werden sie alle zu Gesicht bekommen, werden aber nicht das Privileg haben, vom Künstler persönlich durch seine Ausstellung geführt zu werden. Sie wissen ja gar nicht, was sie damit verpassen.
Farhads Werke