Urlaub daheim: Eine serbische Insel ohne Meer – mitten in Belgrad

Seit den Zeiten Jugoslawiens lieben wir Belgrader die Adria und ihre Inseln. Mit Hvar, Brac oder Korcula verbindet nahezu jeder Hauptstädter Kindheitserinnerungen, erste Lieben oder lange Nächte am Lagerfeuer bei Rotwein und Fisch.

Heute liegen „unsere“ Inseln in Kroatien und wir Serben waren nach dem jugoslawischen Zerfallskrieg in den 1990er Jahren dort keine gerngesehenen Gäste mehr. Mittlerweile ist dieser Hass weitestgehend verschwunden und die Animositäten nahezu vergessen, aber nun können sich viele Belgrader – nach jahrelanger Wirtschaftskrise – keinen Urlaub im teuren EU-Land Kroatien leisten. Auch die Adria in Montenegro ist nicht viel billiger und vor allem: sie hat keine Inseln.

Aber die tiefe Liebe zu Inseln ist ungebrochen. So haben die Belgrader kurzerhand ihre eigene Insel, die nur vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, in der Save liegt, zur beliebtesten Freizeitanlage ausgebaut – die „Ada Ciganlija“, zu deutsch „Zigeunerinsel“. Der Name ist politisch korrekter, als er klingt! Denn die keltischen Wörter “Singa” (Insel)  und “lia” (feuchter Grund) wurden im Volksmund irgendwann zu “Ciganlija”. Dazu kam noch das türkische Wort „Ada„ (Flussinsel) und so entstand “Ada Ciganlija”.

Belgrad – Viele Kneipen und rustikale Restaurants sorgen auf der Insel „Ada Ciganlija“ für das leibliche Wohl – Foto: BR | Zoran Ikonic

Belgrad – Jetski auf der Save – Foto: BR | Zoran Ikonic

Belgrad – Auf der Insel „Ada Ciganlija“ werden viele Wassersportmöglichkeiten, wie z.B. Wakeboarding, Kajak, Windsurfing angeboten – Foto: BR | Zoran Ikonic

Belgrad – Rettungsschwimmer auf der Insel „Ada Ciganlija“ – an Wochenenden gibt es bis zu 300.000 Besucher – Foto: BR | Zoran Ikonic

Belgrad – Kunst auf der Insel „Ada Ciganlija“ mitten in der Save – Foto: BR | Zoran Ikonic

Da diese 4,2 Kilometer lange und 300 Meter breite Insel auch ein Meer braucht, nennen wir die Save drum herum das “Belgrader Meer”. An Wochentagen tummeln sich oftmals bis zu 100.000 Besucher, an Wochenenden bis zu 300.000 an den ausgebauten Stränden der Insel. Der Rekordbesuch liegt bei knapp 500.000 Menschen vor einigen Jahren, als Belgrad von einer tropischen Hitzewelle, mit über 40 Grad im Schatten, heimgesucht wurde.

Die Wirtschaftskrise dauert an und so hat das “Belgrader Meer” für viele Hauptstädter, als Ersatz für den Badeurlaub an der Adria, nichts an Attraktivität verloren.

Mit Kneipen, rustikalen Restaurants, Golf, Wakeboarding, Kajak, Windsurfing, Pferdekutschen, FKK-Stränden und einem internationalen Kulturprogramm hat die „Ada Ciganlija“ mittlerweile mehr zu bieten, als so manche Adriainsel!

Mitarbeit: Zoran Ikonic