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24. September 2014

“Dinge, die verschwinden” – zeitgenössische Kunst beim Oktobersalon in Belgrad

Noch bis zum 2. November ist im Gebäude des Belgrader Stadtmuseums der 55. Oktobersalon zu sehen. „Wie gehen Künstler in der digitalen Welt mit der eigenen Vergangenheit um?“ Das ist die Leitfrage der Kunstschau unter dem Motto Disappearing Things, erklärt der deutsche Kurator Nicolaus Schafhausen im Interview mit dem ARD-Studio Südosteuropa. „Wir hatten 250 Bewerbungen serbischer Künstler für diese Ausstellung“, so Schafhausen.

Interview mit Kurator Nicolaus Schafhausen:

Da es in Serbien keinen mit westeuropäischen Hauptstädten vergleichbaren Kunstmarkt gebe, werde hier „nicht in erster Linie für den Markt produziert“, sagt Schafhausen, der seit 2012 die Kunsthalle Wien leitet. In Serbien gehe es den Künstlern daher „wirklich um Kunst“ und um die Frage, welchen „Mehrwert Kunst für die Gesellschaft“ habe. Der Kurator weist auf die wirtschaftlich prekären Bedingungen hin, unter denen viele Künstler in der Region arbeiten müssten. In ihren Arbeiten sehe man deshalb vor allem „flüchtige Materialien, viel Fotografie und Video“, also Arbeiten, die „relativ preiswert herzustellen“ seien.


Nicolaus Schafhausen betont im Gespräch mit dem ARD-Studio Südosteuropa die „enorme“ Bedeutung des Oktobersalons als einziger jährlich wiederkehrender Schau für zeitgenössische Kunst „nicht nur in Serbien, sondern in der ganzen Region. Der Zulauf sei enorm, jährlich kämen in der Regel etwa 50.000 Besucher. Das dokumentiere einen „Hunger nach zeitgenössischen Kulturformaten“, so Schafhausen.

Dragana Zarevac mit ihrer „Happy“ in Serbien Interpretation

Die Tradition des Oktobersalons reicht zurück bis ins Jahr 1960, seit 2004 ist die Ausstellung international ausgerichtet. Feste Ausstellungsräume gibt es nicht – jedes Jahr wird ein neuer Ort bestimmt. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Salons, wurden die Werke von 18 einheimischen Künstlern per öffentlicher Ausschreibung (Open Call) ausgewählt. Der 55. Salon findet dieses Jahr auf über 3.600 qm im neuen Gebäude des Belgrader Stadtmuseums statt. Das 1899/1900 erbaute Gebäude beherbergte ursprünglich die serbische Militärakademie. Für die Architektur der Ausstellung ist der Berliner Architekt Roger Bundschuh zuständig. Kuratoren sind Nicolaus Schafhausen, Direktor der Kunsthalle Wien, und Vanessa Joan Müller, Dramaturgin der Kunsthalle Wien.

Mitarbeit: Dejan Stefanovic

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