Überlebensgroß thront er seit kurzem mitten in Belgrad: der russische Zar Nikolaus der Zweite – Symbol für Putins Machtanspruch. Eingeweiht vor knapp drei Wochen, sehen die meisten Serben diese neuen Hinwendungen zum „slawischen Bruder“ Russland als Rückkehr zu ihren Wurzeln. Nur für Putin wurde die große Militärparade in der serbischen Hauptstadt anlässlich der Befreiung Belgrads von den Nazis vor siebzig Jahren um vier Tage vorverlegt. Wie zu Zeiten des kommunistischen Jugoslawiens standen die Mächtigen in Reih und Glied mit der Führung aus Moskau. Der EU – Beitrittskandidat Serbien neben dem großen Bruder Russland.
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Beitrag: Till Rüger | Kamera: Zarko Bogdanovic | Schnitt: Christine Deriaz
Und wirtschaftlich hat Russland sich nicht nur im Bankensektor eingekauft, sondern vor allem im Energiebereich. Der serbische Ölkonzern NIS wurde inzwischen zu 51 Prozent von Gazprom übernommen. Mit der vorerst gescheiterten South-Stream Pipeline hätte Russland zudem fast 90 Prozent des serbischen Gasmarktes kontrolliert. Im Alltag in Serbien gibt es inzwischen viele russische Produkte: von Krim-Sekt bis Borscht.
In Serbien verehrt man Putin aber vor allem wegen seiner Unerschrockenheit, mit der er dem Westen Paroli bietet – und weil er Serbiens Anspruch auf das Kosovo bis heute unterstützt. Statt EU-Beitritt können sich viele Serben inzwischen auch einen Beitritt zu Putins Eurasischer Union vorstellen.