http://youtu.be/AZdHKL1o5wQ
Das 1500-Seelen-Dorf Vladimirci liegt eineinhalb Stunden
Autofahrt von der serbischen Metropole Belgrad entfernt. In
Vladimirci gibt es nichts, da sind sich die Jugendlichen des
Dorfes einig: keine Disco, keinen Skater-Park, kein Kino –
einfach nichts. Das war einigen zu wenig. Sie wollten ihre
Freizeit nicht mehr gelangweilt auf den wenigen Parkbänken ihres
Dorfes totschlagen. Sie beschlossen, das alte Kino zu besetzen,
das seit Jahrzehnten leer stand.
Die Idee war den Jugendlichen von Vladimirci gekommen, weil sie
von der „Bewegung zur Besetzung von Kinos“
(„Pokret za okupaciju Bioskopa“) in Belgrad gehört
hatten. Sie wollten es den Hauptstädtern gleich tun. Belgrader
Jugendliche besetzen schon länger alte Kino-Säle, die als
ungenutzte Immobilien leer stehen und der puren Spekulation
dienen. Die kulturbeflissenen Immobilien-Besetzer wollen nicht
weichen, bis die Säle wieder dem eigentlichen Zweck dienen:
„Kultur für alle“ anzubieten.
Die Jugendlichen in Vladimirci wollten sich der Protestbewegung
kämpferisch anschließen und gleich auch Zeichen setzen. Die
Jungs vom Dorf knackten die Schlösser, brachen kurzerhand in das
alte Kulturzentrum aus Jugo-Zeiten ein. Video-Beamer und die
serbische Filmkomödie „Mali Budo“ waren schnell
organisiert und der Lautsprecher-Wagen verkündete im Dorf die
erste Kino-Vorstellung seit Jahrzehnten.
Genau genommen eine Straftat. Doch anstelle von Polizei und
Räumkommando erschien zur Premiere das halbe Dorf –
angeführt vom Dorfvorsteher – der voller Verständnis die
Aktion der Jugendlichen lobte.
„Damit haben sie uns die ganze Show gestohlen, wir hatten
uns eigentlich auf Ärger eingestellt“, spöttelt Marko
Aksentijevic, einer der Belgrader Kino-Besetzer, der zur
Unterstützung nach Vladimirci gekommen ist. Und nicht nur
das: Mit ihm reisten auch Schauspieler und Teile der Filmcrew
der Erfolgskomödie „Mali Budo“ an – um ihre
Solidarität mit den Kino-Besetzern zu demonstrieren. Die
Besetzer hoffen nun, dass ihre Aktionen in ganz Serbien eine
„Kino-Revolution“ auslösen.
Mitarbeit: Zoran Ikonić




