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Vevcani in Mazedonien
Traditioneller Karneval im Geiste von Charlie Hebdo
Das kleine Dorf Vevcani liegt 180 Kilometer südwestlich der
Hauptstadt Skopje abgelegen am Fuße des Jablanac Gebirges
nahe der albanischen Grenze. Die rund 2.000 Bewohner
christlich-orthodoxen Glaubens leben dort ein ruhiges und
beschauliches Leben. Aber dieser Tage blickt das ganze Land
auf Vevcani. Hauptstädter und Besucher aus aller Welt
drängen sich in den engen Gassen des Dorfes. Es ist
Karneval.
Der Karneval in Vevcani ist nicht so „heiß“ wie
in Rio und auch nicht so „hochherrschaftlich
kühl“ wie in Venedig. Mit dem Karneval feiern die
Vevcani ausgelassen das neue Jahr nach dem Julianischen
Kalender. Ihre heidnischen Rituale und Masken sind so
archaisch und wild wie das Land und das Klima in dem sie
seit jeher leben.
„Verkleide dich gut, damit das Böse dich nicht erkennt. Dann verbrenne die Maske und mit ihr verbrennt das Böse und das Gute bleibt übrig“ – lautet das Motto dem man sich wilden Geistes, ekstatischen Körpers und mit Unmengen Wein hingibt und damit antiken Traditionen folgt. Aber mit der Zeit hat sich dieser Karneval in eine Bühne der Satire verwandelt, die nichts und niemanden schont. „Charlie Hebdo“ ist auch hier lebendig, denke ich und erinnere mich daran, als die Vevcani vor einigen Jahren den Propheten Mohammed zum Ziel ihrer satirischen Kritik machten. Das hatte zu ernsthaften ethnischen und religiösen Auseinandersetzung zwischen der christlich-orthodoxen und der muslimischen Bevölkerung in ganz Mazedonien geführt.
Aber die stolzen und trotzigen Dörfler lassen sich von
niemandem einschüchtern. Dieses Jahr trifft der Spott den
mazedonischen Stromkonzern EVN, der in österreichischer Hand
ist. Kurz vor dem Karneval waren Vevcani und einige andere
Dörfer 10 Tage lang ohne Strom geblieben.
Die Hauptakteuere dieses Treibens sind der ‚dumme
Augustin‘, der aus der römischen Antike stammt, sowie
Braut und Bräutigam. Diese beiden Figuren symbolisieren das
neue Jahr und die erneute Zeugung von Natur und Kosmos.
Daran, dass sowohl Bräutigam wie auch Braut Männer sind,
stört sich im eher homophoben Mazedonien allerdings niemand.
Oder sie nehmen es nur hin, weil die Masken am Ende
verbrannt werden und „mann“ somit von allem
Übel, das in diesen heidnischen Tagen Geist und Körper
befallen hatte, gereinigt wird.