Das ganze Tal, an die 8000 Menschen sind betroffen. Denn alle Bewohner des Kärntner Görtschitztales haben vermutlich über Monate oder Jahre HCB-haltige Lebensmittel verzehrt. HexaChlorBenzol gilt als krebserregend und erbgutschädigend und baut sich nur sehr langsam ab.
Doch wie kommt ein solcher Giftstoff überhaupt ins schöne Görtschitztal? Die Vorgeschichte: Über mehrere Jahrzehnte entsorgte eine Fabrik der Donauchemie am Tal-Ausgang ihre chlor-chemische Abfälle in einer Deponie. Diese Deponie wurde Schichtwiese mit Blaukalk abgedichtet. Doch die Deponie ist undicht und muss saniert werden. Alle Abfälle – vor allem auch der HCB belastet Blaukalk – sollten im nahen Zementwerk rückstandslos verbrannt werden. Doch statt sich in Rauch aufzulösen verbreitet sich das HCB über den Schornstein im ganzen Tal.
Das Zementwerk Wietersdorf hat als Verursacher der HCB Emissionen bisher über eine Million Euro an Soforthilfen bezahlt. Ein Untersuchungsausschuss im Kärntner Landtag befasst sich inzwischen mit dem Skandal, denn angeblich wurde dem Zementwerk ein falscher Verbrennungsbescheid erteilt: Statt den HCB haltigen Blaukalk bei Temperaturen über ca. 900 Grad zu verfeuern wurde eine langsame Vorwärmung bei niederen Temperaturen gestattet, so das das HCB verdampfen und über den Schornstein entweichen konnte.
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Beitrag: Till Rüger | Kamera: Alex Goldgraber | Schnitt: Günter Stöger
Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft. Die Nerven liegen blank im Görtschitztal, vor allem bei Müttern mit Kindern. Sie verstehen nicht warum ihre Sorgen von den zuständigen Behörden in Kärnten nicht ernst genommen werden. Am Montag sind die letzten Ergebnisse der Blutuntersuchungen eingetroffen. Wie Krisenkoordinator Albert Kreiner erklärte, lägen die Werte bei zehn Proben über der tolerierten Tagesdosis. Bei insgesamt vier Fünftel der mehr als 100 Proben lagen die HCB-Werte unter den Referenz- und Vergleichswerten. Ab der kommenden Woche wird es eine umfassende Risikobewertung für das gesamte Görtschitztal geben. Dabei sollen laut Kreiner sowohl die medizinische Universität als auch die Umweltorganisationen Greenpeace und Global 2000 mitarbeiten.