
In diesen Tagen trifft man viele Intellektuelle und Künstler auf den Demos in Sarajevo. Dennis Gratz etwa, junger Vorsitzender der strikt nicht-nationalistischen Partei „Naša Stranka“ treffe ich auch am Rande einer Demo. Wir kennen uns schon ein paar Jahre. Die „EU muss sich hier in der Region auf ihre Grundidee besinnen, nämlich Frieden zu schaffen“, sagt der Politiker. Die EU sei nicht nur ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Naša Stranka wurde unter anderem von dem Regisseur Danis Tanović gegründet – auch die Gewinnerin des „Goldenen Bären“, Jasmila Žbanić unterstützt die Partei. Hoffnungsträger ?
Auf der Demo treffe ich auch eine ganze Band: „Dubioza Kolektiv“, seit Jahren die Stimme der Unzufriedenen, der Zivilgesellschaft in Bosnien und Herzegowina. „Die Proteste waren längst überfällig“, meint Gitarrist Armin Bušatlić. Die Musiker laden mich in ihren Übungsraum ein:
„Hinter dem Berg“, so heisst das kleine Dorf bei Sarajevo, in das wir fahren. Es ist laut und cool. Und Frontmann Brano Jakubović ist ein Freund klarer Worte. „Abgebrannte öffentliche Gebäude interessieren mich nicht“, sagt er, „die bauen wir wieder auf.“ Aber die Politiker, die seit 20 Jahren das Sagen haben, hätten immer noch nichts begriffen: „Wir wissen wo sie wohnen, vielleicht sollten wir das nächste Mal ihre Häuser anzünden. Sie sollten Angst haben“.




