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26. Mai 2015

Ostalgie am Balaton – ein Stück DDR lebt weiter

Auf einen Hotelparkplatz in Balatonfüred am Ufer des Balatons (Plattensee) stoße ich auf einige Dutzend Autos, geschmückt mit kleinen deutsche Fähnchen. Auch außerhalb von WM- oder EM Zeiten keine Seltenheit am ungarischen Touristen Hotspot Balaton, wäre da nicht ein kleines Detail, das mir ins Auge fällt: Die schwarz-rot-goldenen Wimpel schmückt ein goldener Ährenkranz mit Hammer und Zirkel. Die Autos tragen hingegen ungarische Nummernschilder. Ein Ostalgie-Treffen der besonderen Art – mehr als 300 ehemalige Ungarn, die sich in der DDR als Gastarbeiter verdingten, sind nach Balatonfüred gekommen, um sich an die vergangenen Zeiten zu erinnern und sich mit alten Kolleginnen und Kollegen zu treffen.
Zwischen 1967 und 1983 haben zehntausende Ungarn in der DDR gearbeitet. Junge Leute, weit weg von der Familie in einem fremden Land, fast ohne Sprachkenntnisse. Aber alle erinnern sich sehr gern an die guten alten Zeiten.

János Illés trägt stolz sein weißes DDR-T-Shirt. Foto: BR | Attila Poth
János Illés trägt stolz sein weißes DDR-T-Shirt. Foto: BR | Attila Poth

„Das war mein zweites Heimat“, sagt er sichtlich gerührt, „Mit 19 bin ich nach Erfurt gegangen. Von 1975 bis 1978 war ich dort.“

Laut Staatsvertrag zwischen Ungarn und der DDR wollte man Arbeiter austauschen. Vorgesehen war ein dreijähriger Aufenthalt. Doch das ganze Projekt wurde zur Einbahnstraße, denn in Ungarn gab es einen Überschuss an Arbeitskräften und in  der DDR, die viele Deutsche Richtung BRD verlassen hatten, einen Mangel. „Ich denke wir Arbeiter aus Ungarn haben die Wirtschaft der DDR gerettet“, erinnert sich Janos Illes, „alles war perfekt organisiert. Wir sind mit einem Sonderzug in Erfurt angekommen und haben gleich Unterkunft bekommen. Nur mit der Verständigung war es nicht so leicht. Aber bei der Arbeit und mit der Hilfe deutscher Mädel ließ sich die Sprache schnell lernen. Es waren gute Zeiten. Wir waren frei, ohne Eltern.“

Péter László – ist der Liebe wegen in Rostock geblieben. Foto: BR | Attila Poth
Péter László – ist der Liebe wegen in Rostock geblieben. Foto: BR | Attila Poth

„Nur das Essen war eine Katastrophe“, verzieht Péter László sein Gesicht. Er ist 1968 nach Rostock gegangen und hat in einer Werft gearbeitet. „Es gab täglich Kartoffeln, Gemüse und Fleisch mit Generalsoße. Diese Generalsoße war schrecklich“. Als ihn dann eine junge Rostockerin mit mecklenburgischer Hausmannskost kulinarisch verführte, beschloss er sie zu heiraten und in Deutschland zu bleiben.

Die DDR existiert nicht mehr, aber manche Freundschaften und Beziehungen sind heute stärker denn je. Manche sind in Deutschland geblieben, andere nach Ungarn zurückgekehrt. Viele haben in diesen Jahren die Liebe ihres Lebens gefunden.

Ilona  und Ferenc Pénzes haben sich in der DDR kennengelernt und geheiratet. Foto: BR | Attila Poth
Ilona und Ferenc Pénzes haben sich in der DDR kennengelernt und geheiratet. Foto: BR | Attila Poth

„Ich wollte von vornherein eine deutsche Frau heiraten. Meine Oma war Deutsche und ein Freund hat mir berichtet, dass die deutschen Frauen einfach der reine Wahnsinn sind“, lächelt Ferenc Pénzes. „Anfangs war die deutsche Pünktlichkeit recht seltsam für mich, später fand ich sie richtig gut. Aber in der DDR lebte man nicht so frei wie bei uns in Ungarn. Politische Witze erzählen ging zum Beispiel gar nicht, die deutschen Kollegen wurden da sofort nervös“, erinnert sich Ferenc Pénzes. „Als ich dann mit Ferenc nach Ungarn zog, waren meine Eltern entsetzt“, erzählt seine Frau Ilona,  „Meine Oma hat mit mir fünf Jahre lang nicht gesprochen, weil ich einen Ungarn geheiratet hatte. Aber für mich bedeutete Ungarn damals mehr Freiheit und ein Leben voller Möglichkeiten.“

Ein neues Erinnerungsfoto mitten in DDR-Nostalgie. Foto: BR | Attila Poth
Ein neues Erinnerungsfoto mitten in DDR-Nostalgie. Foto: BR | Attila Poth

Solange das deutsch-ungarische Treffen bestehen bleibt, werden Janos Illes, Laszlo Peter und die anderen sich an ihre gemeinsame Zeit in der DDR erinnern.  Unterstützt werden sie dabei von DDR-Requisiten,  die Janos Bobak und seine Frau Edina sammeln und jedes Jahr mitbringen, um auch optisch für Ostalgie-Stimmung zu sorgen.

Mitarbeit: Attila Poth

Kommentare (19)

Daniela Dressel am

Hallo, ich suche meinen leiblichen Vater. Er muss auch so 1968 in die DDR gekommen sein, nach Ludwigsfelde. Ich möchte einfach nur meine Wurzeln finden, eventuell mal ein Foto. Mehr möchte ich nicht. Vielleicht kann sich hier jemand an ihn erinnern. Sein Name (Josef Ferenc), genaue Schreibweise?????

Ich denke immer gern an den Schönste Zeit zurück.
Als ich in Deutschland bin komme ich immer in der DDR vorbei (Coswig bei Dresden)

M. Hauser am

Aha, Ernst bist du etwa zu kurz gekommen ?
Tatsächlich waren unsere Jungs beliebt und viele, ich auch, sind wir hier geblieben, viele haben die Partner mitgenommen und führen gute Ehen !
Tatsache ist auch viele Frauen wissen nicht, von wem ein Kind bekommen haben, viele wurden gefunden als Erwachsene, so wie die Jutta auch !
Das was passiert war, waren auf freiwillige Basis erfolgt, immer !

    Modelleisenbahner am

    Welche Jutta meinst du?

    EJWolf am

    Warum zu kurz gekommen. Sollte man sich was einbilden, darauf, wieviele Frauen man flach gelegt hat. Kannst du gerne machen. Ich gehoere nicht dazu, wozu auch, ist doch albern und billig. Die Beliebtheit eurer Jungs hielt sich in Grenzen, also hau nicht so auf den Putz. Den Sinn meines Kommentars hast du nicht begriffen, wie auch, bist ja keinDeutscher.

Zigeuner Globetrotter am

Ernst Juergen Wolf !! ich kann mir nur denken wocher Dein Wut uns gegenüber kommt. Meine Frau ist auch aus der DDR, sind mittlerweile 38 Jahre verheiratet. 😛
Der Kommentar wurde auf Grund der Kommentarrichtlinien redaktionell gekürzt.

    EJWolf am

    Schoen fuer Dich ist doch ok. Dagegen ist doch nichts einzuwenden. Du brauchst Dir also nicht die Hosen anzuziehen

Gräber Marta am

Ich war und bin eine DDR-Ungarn Arbeiterin. Ich bin seit 1973 in Ilmenau. Leider unseren Betrieb zugemacht.Wir sind seit dem die vergessenen Kindern der DDR. Wir denken viel zürück auf dem alten Zeiten. Wir haben einen neuen Beschäftigung gefunden, aber öffter wünschen wir die alten Kameraden wieder zu sehen. Es ist sehr schön,dass diese Organiesation exsiestiert. Durch diese Organisation kann ich viel erfahren. Die Menschen hier sprechen freundlich über die ungarischen Gastarbeiter.

    Und was ist mit den vielen Frauen, die mit einem Kind von einen Ungarn sitzen gelassen wurden?Die meisten maennlichen hier arbeitenden Ungarn wRen doch nur auf schnellen Sex aus. Die allerwenigsten sind bei den Frauen geblieben und haben sich die naechste geschnappt. Erzaehlt mir nichts von Freundschaft, diese arrogante moechtegern Sexgoetter. Sicher gab es auch Vernuenftige unter ihnen, aber die Masse hat sich aufgefuehrt wie Sexgoetter. Das war einfach nur schamlos.

      M. Hauser am

      Dies hier mein 2. Anlauf, warum konnte heute Vormittag nicht angenommen werden ?

      Also noch einmal an den zu kurz gekommenen Herren Wolf, alles spielte sich auf freiwillige Basis ab, keine/r Frau / Herr wurde gezwungen und es gibt hier, wie in der Heimat so viele Ehepaare, die Ehen funktionieren über 40 Jahren !
      Im Gegenteil, keine arrogante Sexgötter, eher haben sie etwas, was die Deutsche nicht haben, keine Sexgötten, ohne Göttinnen, einleuchtend, oder ?

      Gruß, nach irgendwohin

      László Bartha am

      Hallo Ernst-Juergen !

      Deine zeilen tropfen nur so von Neid – haste wohl keen Madel abbekommen ?

      Sexgötter hin und her – die Mädel trafen die Wahl ! Und wahrscheinlich nicht ohne Grund fiel diese auf die „Sexgötter“ 🙂

      Die Sache mit den „mit dem Kinde sitzengelassenen“ Frauen hat aber auch zwei Seiten – die zwei, die zum Kind unbedingt benötigt werden 😀

      Gruß:

      László

        EJWolf am

        Deine Worte mit Neid und so weiter sind primitiv. Legst Dich ganz schoen ins Zeug fuer Deine Kumpels.
        Ich moechte mich nicht mit Deinesgleichen auf eine Stufe stellen. Habe nur mal mein Feeling und die Aussagen von einigen Damen kommentiert. Aber wenn du meinst, fuer mich seit ihr die letzten Voegel.
        Und nun Schluss aus Ende ihr Typen.

      Hr. Wolf sind Sie aber Sauer ! Ob wohl haben Sie auch etwas Recht mit Ihren meinung ! Nun, sind aber immer Zwei daran schuldig, wenn sie einen flotte Sex haben und da raus einem Kind enstet wass die eine wiel und der andere nicht . Sie schprechen vom schnellen Sex, schtimmt aber welchen jungen Menschen wollen dass nicht ? Schamlos waren das vom beiden seiten, wenn keinen verantwot geübt worde !! Es tut mir leid !

        EJWolf am

        Gute Antwort, bist auch der einzige, der was verstanden hat und fair geschrieben hat. Sauer, ich…nee warum, habe keinen Grund dazu. Wenn meine Landsleute sich in Ihren Land oder anderswo auf der Welt so benehmen wuerden, so wuerde ich das genau so so verwerflich finden. Ich arbeitete bereits auch in mehreren Laendern, auch ausserhalb der EU und zur Info, auch ich bin jetzt mittlerweile 36 Jahre gluecklich verheiratet.

      Manfred Cloß am

      hallo Ernst Juergen,
      ich kann Dir absolut nicht zustimmen. Sicherlich haben die ungarischen jungen Männer das Leben genossen. Dazu gehörte damals auch Vergnügen und Sex. Und man mußte sich auch nicht sonderlich anstrengen, viele deutsche junge Frauen sind den Ausländern förmlich hinterher gerannt. Es war damals üblich , auch für uns deutsche mehrere Partner zu haben ( Ausnahmen gab es natürlich). Es gibt bestimmt genauso viele Frauen die von Deutschen Männern ein Kind bekommen haben und sitzengelassen worden wie Du schreibst.
      Manfred Cloß

        Andrea Stanke am

        Hallo,
        ich bin jetzt 61 Jahre und suche Janos Feher aus Szekesfeherwar,
        der 1975 in Ludwigsfelde gearbeitet hat.
        Könnte mir vielleicht jemand helfen?
        Vielen Dank 😊
        Andrea

Manfred und Zsuzsanna am

Auch wir waren im Mai zum Treffen in Balatonfüred.
Wir denken noch sehr viel an die Zeit zurück in der viele Ungarische Freunde in der DDR arbeiteten .es war eine tolle Zeit.

Jutta Reinhardt am

Ich fahre da auch immer hin und ich kann nur eins sagen. Das was in dem Artikel steht STIMMT!!!!Die DDR existiert nicht mehr, aber manche Freundschaften und Beziehungen sind heute stärker denn je. . Leider konnte ich dieses Jahr nicht dabei sein, dafür fahre ich ende September zum kleinen Treffen.

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