Taras ist ein kleines abgelegenes Dorf im serbischen Banat, 50 Km von der Provinzhauptstadt Novi Sad entfernt. Wenn überhaupt jemand das 800 Seelen Dorf kennt, dann höchstens wegen der Kartoffeln- und Kohlproduktion, von der die meisten Dörfler leben. Kurzum der Bekanntheitsgrad von Taras geht gegen Null – allerdings nur bei der Gattung Mensch.
Für Störche ist Taras und seine Umgebung nämlich ein Geheimtipp, ein ruhiges Dorf, dessen Einwohner sich auf ihren Besuch freuen und sich liebevoll um sie kümmern. Storchfreunde aus dem Dorf haben vor einiger Zeit einen Verein (“Taras-Störche”) gegründet und haben die alten Storchnester an den Strommasten in der Dorfstraße zu unfallsicheren Luxuswohnungen für die Störche ausgebaut. Sie haben die Nester auf speziell gefertigte Plattformen gehoben, die in sicherer Entfernung von gefährlichen Stromleitungen stehen – insgesamt 42 Stück. Das ist auch die aktuelle Zahl der bewohnten Storch-Nester und Storchenpaare in Taras.
Offensichtlich haben die galanten, weißen Flieger die Lust am Selbstbau, angesichts des Luxusangebots, verloren. Der liebevolle Einsatz der Storchfreunde hat sich nicht nur unter Störchen rumgesprochen. So machten lokale und regionale Natur- und Tierschutzorganisationen die deutsche Naturschutzorganisation Euro-Natur darauf aufmerksam, was die Aktivisten aus Taras alles geleistet haben und prompt landete der Titel “Europas Storchdorf” für das Jahr 2015 in den Händen des stolzen Dorfvorstehers und der nicht minder stolzen Vereinsaktivisten. Nun ist Taras auch unter den Menschen bekannt. Bleibt zu hoffen, dass sich das nicht so schnell unter den Störche rumsprechen wird. Sonst ist „Taras“ bald kein Geheimtipp mehr in der gefiederten Welt.
Mitarbeit: Zoran Ikonic
