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24. Februar 2014

Ein Staat vor dem Scheitern – Mitten in Europa?

EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton will bald nach Bosnien-Herzegowina reisen und auch dort Krisengespräche führen. Gelingt keine Lösung, steht der Staat endgültig vor dem Scheitern. Denn bis heute regieren Bosnien-Herzegowina mit seinen etwa vier Millionen Einwohnern nicht nur drei Präsidenten, sondern auch elf Premierminister und elf Regierungen mit zusammen weit mehr als 150 Ministern. An der Spitze steht eine schwache Zentralregierung, die die Serbenrepublik Republika Srpska und die bosnische Föderation zusammenhalten soll.

Letztere besteht noch einmal aus zehn Kantonen. Diese Strukturen sollen der ethnischen und religiösen Vielfalt aus orthodoxen Serben, bosnischen Muslimen und katholischen Kroaten Rechnung tragen. Und über all dem steht auch noch der Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, derzeit der Österreicher Valentin Inzko. Er kann Amtsträger entlassen, neue Behörden schaffen und Gesetze erlassen oder außer Kraft setzen. Eine UN-Resolution gibt ihm das Mandat dafür. Doch die Menschen in Bosnien-Herzegowina wollen sich diese Staatsfülle angesichts der zunehmenden Armut im Lande nicht mehr gefallen lassen. Ein Staatsapparat, den sich das Land nicht leisten kann, verschlingt Unsummen. Der Frust über diese Situation eint das Volk, egal ob Serben, Bosniaken oder Kroaten.

Till Rüger berichtet über eine bosnische Familie und ein serbisches Ehepaar aus Sarajevo: