Srdjan Govedarica hat die Eindrücke von der Balkanroute der Flüchtlinge in einer Fotoreportage festgehalten
Auf der Balkanroute der Flüchtlinge hat sich Routine eingeschlichen. Tausende Menschen werden täglich von Grenze zu Grenze gefahren. Von Mazedonien nach Serbien, von Serbien nach Kroatien, von Kroatien nach Ungarn, dann weiter nach Österreich und Deutschland.

Wenn die Flüchtlingsbusse ankommen, schließt die kroatische Polizei den Grenzübergang für den normalen Durchgangsverkehr. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Kroatische Grenzpolizisten fertigen einen weiteren Reisebus mit Flüchtlingen ab. Heute sind auf einen Schlag 10 Busse angekommen, ihre Ladung: etwa 700 Menschen. Foto: BR | Srdjan Govedarica

An der kroatisch-ungarischen Grenze in Baranjsko Petrovo Selo werden die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft durchgezählt. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Die Flüchtlinge halten sich im Niemandsland zwischen Kroatien und Ungarn nur etwa zehn Minuten auf. Ihr Gepäck müssen sie deshalb sehr schnell aus den Bussen entladen. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Die letzten Meter vor Ungarn. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Die Flüchtlinge müssen sich vor dem Grenzübertritt nach Ungarn in Zweierreihen aufstellen. Meist führt sie einer an, der Englisch spricht und mit den Grenzbeamten kommunizieren kann. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Ungarn empfängt die Flüchtlinge mit Grenzpolizei, Stacheldraht, bewaffneten Soldaten und Panzerwagen. Foto: BR | Srdjan Govedarica
Ein Nachmittag an der kroatisch-ungarischen Grenze: Die Menschen kommen in Reisebussen, 60 bis 70 Männer, Frauen und Kinder pro Bus – an diesem Tag kommen 20 Busse – das sind fast 1.400 Menschen. Sie kommen aus der kroatischen Erstaufnahmeeinrichtung Opatovac. Dort haben sie nur wenige Stunden verbracht, haben etwas zu essen, warme Kleidung und ärztliche Hilfe bekommen. Dann bestiegen sie Busse, die sie an den 90 Kilometer entfernten Grenzübergang Baranjsko Petrovo Selo brachten. Ein Polizeiwagen versperrt den Weg für den Durchgangsverkehr. Die kroatische Grenzpolizei fertigt einen Bus nach dem anderen ab. Die Menschen steigen aus, sammeln sich kurz, sortieren ihr Gepäck. Dann werden sie von kroatischen Grenzbeamten durchgezählt und müssen sich in Zweierreihen aufstellen. Auf ein „Go“ von der ungarischen Seite setzen sich die Menschen in Bewegung. Syrer, Afghanen, Iraker, Palästinenser, junge Männer, Frauen, Kinder, Säuglinge, Alte, Kranke, Menschen in Rollstühlen. Auf der ungarischen Seite werden sie von Stacheldraht empfangen, neben den ungarischen Grenzbeamten schultern Soldaten in Tarnuniform ihre Waffen, im Hintergrund ragt das Maschinengewehr eines Panzerwagens in den Himmel. Bis hierhin dürfen wir Journalisten die Flüchtlinge begleiten, dann sehen wir sie hinter Containern verschwinden.
Es hat schon etwas von industrieller Abfertigung, wie die Menschen hier umgeschlagen werden. Besonders eingebrannt hat sich die monotone Stimme des kroatischen Grenzbeamten beim Durchzählen der Flüchtlinge: „Mann, Frau, Mann, Kind, Frau, Mann“. Empathisch ist das alles nicht.

Ein Moment der Ruhe vor der Weiterreise. Im serbischen Pricipovo haben die serbischen Behörden ein verlassenes Kinderkrankenhaus wieder in Stand gesetzt. Hier können sich die Flüchtlinge kurz erholen. Sie bekommen hier Proviant, eine warme Dusche und ärztliche Hilfe. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Die Flüchtlinge sind vor allem erschöpft. Hier im serbischen Grenzort Principovo haben sie in einem verlassenen Kinderkrankenhaus die Möglichkeit, kurz zu rasten. Foto: BR | Srdjan Govedarica
Andererseits: Für die Flüchtlinge heißt diese Praxis, dass sie schnell und sicher von A nach B kommen. So müssen sie nicht im Freien schlafen, längere Zwischenstopps verbringen sie in Aufnahmeeinrichtungen, im kroatischen Zeltlager Opatovac oder im serbischen Prinzpovo, wo ein verlassenes Kinderkrankenhaus als Rastplatz für die Flüchtlinge dient. Auf der Strecke werden sie von Freiwilligen und Hilfsorganisationen versorgt. Die meisten Flüchtlinge sind froh, dass sie in Bewegung bleiben können, denn sie trauen der Route nicht. Wer weiß, wie lange die Grenzen noch offen sind.

Die meisten Menschen kommen aus Syrien, Afghanistan und Irak. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Bei ihren Zwischenstopps an den Grenzen werden die Menschen von Freiwilligen versorgt. Sie bekommen etwas zu essen und warme Kleidung. Den Menschen bleibt wenig Zeit, die Gaben zu verstauen. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Jede Ankunft nutzen die Flüchtlinge, um ihr Gepäck neu zu sortieren. Überschüssiges wird entsorgt, Spenden von Hilfsorganisationen mitgenommen. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Einige der Flüchtlinge sind schon seit Wochen unterwegs. Weite Strecken davon zu Fuß. Es wundert nicht, dass sie neues Schuhwerk dankend annehmen. Hier im Niemandsland zwischen Serbien und Kroatien haben Helfer gespendete Schuhe am Straßenrand abgelegt. Die Flüchtlinge können sich bedienen. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Was für die Weiterreise nicht unbedingt notwendig ist, lassen die Menschen unterwegs liegen. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Immer wieder müssen die Flüchtlinge warten. Foto: BR | Srdjan Govedarica

Meist sind es nur kleine Gruppen, die über die Grenze gelassen werden. Hier am improvisierten Grenzübergang Berkasovo-Bapska zwischen Serbien und Kroatien ist es immer etwa eine Busladung. Foto: BR | Srdjan Govedarica