Montenegro kann nun 29. NATO-Mitglied werden. Befürworter und NATO-Gegner halten sich im Adriastaat noch die Waage. Doch die einstige Insel der Stabilität auf dem Westbalkan sieht unruhigen Zeiten entgegen. Nicht nur weil die einstige Schutzmacht Russland gereizt auf die NATO Perspektive Montenegros regiert, sondern weil ausgerechnet der umstrittene Dauerregenten Djukanivic mit dem NATO-Beitritt seinem Land den Weg in die EU ebenen will. Derzeit genießt das Montenegro den anrüchigen Ruf ein El Dorado für zweifelhafte Geschäftsleute, Geldwäscher und Drogenbarone zu sein. demokratische und rechtsstaatliche Kriterien erfüllt Montenegro nicht.

Die Einladung in die NATO spaltet Montenegro. Vor allem die recht große serbische Minderheit im kleinen Balkanstaat läuft gegen eine NATO-Mitgliedschaft Sturm. Kein Wunder. Denn als die NATO im Krieg um den Kosovo 1999 Luftangriffe auf Jugoslawien flog, gingen Bomben nicht nur auf Serbien, sondern auch auf Montenegro nieder. Heute halten sich in Montenegro Umfragen zufolge NATO-Gegner und NATO-Befürworter die Waage. Noch. Die heftigen Proteste der vergangenen Wochen richteten sich gegen die korrupte Vetternwirtschaft des Familienclans von Premier Milo Djukanovic und gegen einen NATO-Beitritt. Allerdings ist selbst die Opposition, die der Kampf gegen Djukanovic eint, in der Frage des NATO-Beitritts gespalten. Für die einen ist die NATO ein bombenbringender Aggressor. Die anderen halten den Mafiastaat Montenegro noch nicht reif für ein westliches Bündnis. Derzeit genießt das kleine Adrialand den eher zweifelhaften Ruf ein El Dorado für windige Geschäftsleute, Geldwäscher und Drogenbarone zu sein. Die Einladung in die NATO gibt dem Land den Anstrich von Seriosität. Für den NATO-Fan Djukanovic ist sie ein weiterer Schritt Montenegros auf Weg in die Europäische Union und sie sichert seine Macht. Seit 25 Jahren sitzt der gewendete Kommunist als Sozialist fest im Sattel: Dank fragwürdiger, unter Manipulationsverdacht stehenden Wahlen, Dank eines Heeres ihm treu ergebener Staatsdiener und Dank seiner engen Kontakten zu den USA. Da stört es auch nicht, dass italienische Behörden gegen Djukanovic ermitteln, weil er an groß angelegtem Zigarettenschmuggel in den 1990er Jahren beteiligt gewesen sein soll. Der Grundstock seines Vermögens soll daher stammen. Montenegrinische Journalisten leben sehr gefährlich, wenn sie darüber schreiben oder gar neue Fälle von organisierter Kriminalität oder Korruption aufdecken. Angriffe auf Journalisten bleiben ungeklärt, wie der Mord am ehemaligen Chefredakteur der Tageszeitung „Dan“, Dusko Jovanovic, im Mai 2004.
Trotz alledem bleibt Milo Djukanovic für den Westen ein vermeintlicher Garant für Stabilität in Montenegro und begehrter Gesprächspartner in Brüssel und Washington. Doch seit September steckt das Land in einer schweren Regierungskrise. Die proserbische Opposition versucht mit Straßenprotesten Djukanovic und die seinen zu stürzen. Bisher wurden die Demonstrationen brutal erstickt, mit Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschossen. Der nun mögliche NATO-Beitritt wird für heftigere Proteste in Montenegro sorgen. Ende offen.