10 Jahre Unabhängigkeit in Montenegro
Eindrücke aus Djukanovic-Land

Bei der „Bürgerallianz“ in Podgorica ist es ein bisschen wie bei Harry Potter. Viele Freunde des Zauberlehrlings mögen den Namen des mächtigen Voldemort nicht aussprechen. Auch im Büro der Nichtregierungsorganisation wird ein Name vermieden: Der des mächtigsten Mannes in Montenegro – Milo Djukanovic. Seit einem Vierteljahrhundert bestimmt er die Geschicke des kleinen Adria-Staates, den es offiziell erst seit 10 Jahren gibt.

Im Mai 2006 entschieden 45.000 Stimmen mehr das Referendum. Montenegro entzog sich der Umklammerung Belgrads. Heute steht das Land vor der Tür der NATO und will in die EU. Aber wie hoch ist der Preis ? „Mafia-Staat“ ist das Wort, das ich in diesen Tagen in Montenegro am meisten höre. Eine kleine Clique rund um Djukanovic, der an der Spitze des Landes steht – mal als Präsident, mal als Regierungschef – bereichere sich schamlos. Auf Kosten des Landes.

Trotz umfangreicher Privatisierungen – dem Staatssäckel nützte das nicht viel. Die Verschuldung liegt bei 70 Prozent. Die Leute auf der Straße sagen: Es ist nicht besser als vorher. Die Korruption sei allgegenwärtig. Stimmen bei Wahlen würden gekauft. Die Gleichung der demokratischen Sozialisten, die in der Regierung ist, lautet: Vier Stimmen bringt einen Job in der Verwaltung – das enthüllte eine peinliche Abhöraffäre. Die Folge ist ein aufgeblähter Staatsapparat im 650.000-Einwohner-Staat – und garantierte Macht für Djukanovic und Co.