Google Maps-Vorschau - es werden keine Daten von Google geladen.
Startup-Szene in Zagreb
Junge Unternehmer hoffen auf Wandel in Kroatien
Die internationale Telefon-Vorwahl von Kroatien +385. Davon haben sich die Macher des HUB385 inspirieren lassen. Seit einigen Monaten ist der Hub geöffnet. Es ist ein neues Co-Working-Haus in der kroatischen Hauptstadt Zagreb. Hier vernetzen sich junge Unternehmer und Kreative. Sie tauschen Ideen aus und gründen Startups. 100 Unternehmer haben sich schon angesiedelt.
Darunter ist auch Maja Katanic. Die 26jährige hat zusammen mit ihrem Kollegen Mario Buljan eine Firma gegründet. „EWYSE“ bietet eLearning-Programme an. Ein kleines Büro, 2 mal 3 Meter, zwei Computer, ein Internetanschluss. Mehr brauchen die beiden nicht, um ihren Traum vom eigenen Unternehmen zu verwirklichen. Maja bezeichnet sich selbst als eLearning-Architektin. Sie erzählt, wie glücklich sie damit ist, dass sie diesen Schritt gewagt hat. Sie wollte nicht darauf warten, dass der Staat etwas für sie macht. Sie wollte selbst handeln. Und sie kann verstehen, dass junge Kroaten ihre Heimat auch verlassen:
„Wenn junge Menschen ins Ausland gehen, verdienen sie dort viel mehr als hier. Hier wächst zwar auch der Lebensstandard – aber es steigen nur die Preise, die Löhne dagegen nicht. Die Krise hat Kroatien stark getroffen, und wir haben eine ganze Generation von Millenials, die nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen und welche Werte diese Gesellschaft vertritt.“
Luka Susic ist der Geschäftsführer im HUB385. Er lebt davon, dass es junge Menschen in Zagreb gibt, die etwas Neues ausprobieren wollen. Doch auch Luka Susic weiß, dass viele einfach nur weg wollen. „Im Prinzip haben die meisten Menschen in Kroatien die Hoffnung aufgegeben, dass sich was zum Besseren wenden wird. Das Ergebnis ist, dass die Menschen Kroatien verlassen. Sie glauben den Politikern einfach nicht mehr, dass sie in der Lage oder willens sind etwas zu verändern, und das ist der Grund, warum sie in andere, in erfolgreichere Länder gehen.“
Die Politik kann dringend nötige Reformen nicht anpacken, weil sie gerade zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Die jüngste Koalition aus HDZ und der Reformpartei Most (deutsch: die Brücke) hielt gerade einmal 5 Monate lang. Am 11. September müssen die Kroaten wieder wählen. Ida Pandur ist skeptisch. Sie ist ebenfalls Gründerin im HUB385. Ihr fällt es schwer, daran zu glauben, dass sich auf der politischen Bühne nach der Wahl etwas ändern wird:
„Es ist immer eine Hoffnung da, dass es besser wird. Deshalb bleibe ich auch hier, aber ich bin nicht sehr optimistisch. Denn es kommen immer wieder dieselben Menschen ohne frische Ideen an die Macht. Wir können nur das kleinere Übel wählen. Wir müssen uns selbst vertrauen, denn in dieser Situation kann man sich schwer auf den Staat verlassen.“
Ida Pandur hat inzwischen 14 Mitarbeiter. Ihr Unternehmen „ENTG“ ist eine Agentur für kreative Technologie, so beschreibt die 29jährige ihre Firma. Als junge Unternehmerin hat sie vor allem einen Wunsch an die Politik:
„Wenn der kroatische Staat etwas vernünftiger wäre und uns die Arbeit erleichtern würde, uns nicht mit so hohen Steuern und Abgaben belasten würde, dann könnten wir dieses Geld in neue Arbeitsplätze investieren. Dann würden wir nicht daran denken, Kroatien so schnell wie möglich zu verlassen.“
Junge Unternehmer in Zagreb wollen sich nicht anstecken lassen vom Frust in Teilen der Gesellschaft. Vom Ärger über den Reformstau, die Bürokratie und über den politischen Stillstand. Sie wollen einfach machen. Und im HUB385 haben sie einen Platz dafür gefunden.