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Orbans Ungarn
Innenansichten einer illiberalen Demokratie
Die Überschriften zeichnen bereits ein wenig schmeichelhaftes Bild des Ungarn unter Orban: Der Osteuropa-Experte Paul Lendvai spricht von einem „Ende der Gewaltenteilung“, nennt das heutige Ungarn eine „Führerdemokratie“, definiert die Rolle des ungarischen Ministerpräsidenten in einem „kalten Bürgerkrieg“.
Lendvais Buch ist keine reine Orban-Biographie. Aber es erklärt auf 224 Seiten doch sehr gut den Werdegang dieses „Kämpfers“ (Lendvai), der immer „der Erste“ sein wolle. Ein Streber, der von seinem Vater geschlagen wurde, selbst Ohrfeigen verteilt hat, in der Schule disziplinlos, in der Politik skrupellos. „Er ist ein Populist und Nationalist“, urteilt Lendvai im ARD-Interview, der mit sicherem Instinkt Ängste für seine Zwecke ausnutze.
Orban ist ein Politiker, der keinem Konflikt aus dem Weg geht und sich in Europa als eine Art Anti-Merkel profilieren möchte. „Er ist der Anführer jener Staaten, die keine Flüchtlinge möchten“, sagt der Autor mit Blick auf die Visegrad-Staaten-Gruppe. Orban sei „gefährlich wie jeder ´starke´ Mann“, der glaube, nur sein Wille geschehe.
Paul Lendvai: Orbans Ungarn, Kremayr & Scheriau, Wien 2016, 24 Euro.