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Der Partisanenfriedhof in Mostar
Hakenkreuze, Ustaschasymbole, geschändete Gräber
Würde der berühmte Architekt Bogdan Bogdanovic noch leben, er wäre wohl entsetzt zu sehen, wie es auf dem Partisanenfriedhof in Mostar aussieht, den er 1965 entworfen hat. Der Friedhof ist gleichzeitig eine Gedenkstätte und diese ist weit über Mostar hinaus bekannt. Doch das Gelände ist über und über beschmiert. Mit Hakenkreuzen, SS Zeichen oder Symbolen des faschistisch-kroatischen Ustascha Staates, der zwischen 1941-45 auf Hitlers Gnaden existierte. Auch rund 160 Gräber der dort beerdigten Tito Partisanen des Zweiten Weltkriegs wurden geschändet. Die hellen Steine, auf denen die Namen der Toten stehen, wurden mit roher Gewalt herausgerissen und zerstört. Dazu ist mindestens eine Spitzhacke oder ein großer Hammer nötig, denn die Steine sind circa 15 Zentimeter dick. Das macht großen Lärm sollte man meinen, und müsste regelmäßig die Polizei auf den Plan rufen. Doch diese ermittelt nicht und so ist unklar, wer die Täter sind. Da der Partisanenfriedhof eine nationale Gedenkstätte ist und damit der Föderation Bosnien-Herzegowina untersteht, fühlt sich die Stadt nicht zuständig. Stattdessen kümmert sich eine private Initiative der Zivilgesellschaft um die Restaurierung und Sicherheit der Gedenkstätte. Sie hat Spenden gesammelt und vor wenigen Tagen mit dem Wiederaufbau des berühmten Partisanenfriedhofs begonnen. Dieser muss teilweise unter Polizeischutz stattfinden. In der Initiative für Wiederaufbau des Partisanenfriedhofs engagieren sich Menschen aus ganz Mostar gemeinsam. Doch ansonsten ist Mostar seit dem Bosnienkrieg de facto eine geteilte Stadt, in der sich Bosniaken und Kroaten häufig feindselig gegenüberstehen. Wer die kroatisch dominierte Lesart der nationalistischen Eliten offen in Frage stellt, riskiert Anfeindungen bis hin zur Gewalt. Als Eldina Jasarevic und Andrea Beer den Partisanenfriedhof besuchen und Fotos machen, taucht wie aus dem Nichts sofort ein „Begleiter“ auf, der sie beobachtet.
Diese von ihm genannte Weltkoaliton ist gemeinsam mit Jugoslawien zerfallen. Nicht nur in Bosnien und Herzegowina, auch in Serbien oder Kroatien werden Antifaschisten, Kommunisten und damit auch die Partisanen von den heutigen nationalistischen Eliten und ihren Anhängern verdammt. Und damit werden auch Linke, Sozialdemokraten oder einfach Andersdenkende an den Rand gedrängt und teilweise regelrecht fertig gemacht. Gleichzeitig erleben kroatische (Ustascha-) Faschisten eine Renaissance oder Vertreter serbischer Tschetniks, die zeitweise an der Seite der Deutschen Nazis kämpften, meint der Soziologe Slavo Kukic:
Der aggressive Vandalismus auf dem Partisanenfriedhof hingegen blieb folgenlos, kritisieren Aktivisten. Doch der Bürgermeister von Mostar, Ljubo Beslic verteidigt sich bisher rein formal juristisch und verweist auf Zuständigkeiten:
Ustaschasymbole, SS Zeichen oder Hakenkreuze sind auch auf Häuserwänden in Mostar zu sehen. Wenn das von einer Straße aus zu sehen sei, werde das von der Stadt gereinigt, so der Bürgermeister. Aber grundsätzlich schiebt er anderen die Verantwortung zu. Die Eigentümer seien verantwortlich. „Bei uns verstehen die Leute nicht, dass sie als Inhaber des Gebäudes verpflichtet sind, sich um das Aussehen des Gebäudes zu kümmern.“
Stefica Galic betreibt das Internetportal „tacno“ in Mostar. Sie wird regelmäßig persönlich bedroht und wurde auch schon auf offener Straße angegriffen. Bei der Polizei zeigt sie auch an, wenn die – verbotenen – Symbole von Herceg-Bosna öffentlich gezeigt werden. Herceg-Bosna war der von bosnischen Kroaten ausgerufene Staat innerhalb Bosnien und Herzegowinas während der Zerfallskriege in Jugoslawien in den 90er Jahren. Damals betrieb die bosnisch-kroatische Armee HVO auf diesem Gebiet auch zahlreiche Lager, in denen Nichtkroaten und kritische Kroaten inhaftiert und gefoltert wurden. Vom Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wurden politische und militärische Führer dieser Zeit später zu mehr als einhundert Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Darunter Slobodan Praljak, der sich im Dezember 2017 vor dem Tribunal das Leben nahm.
Die Situation auf dem Partisanenfriedhof in Mostar hält Damir Niksic für einen guten Ausgangspunkt für eine Debatte. Bisher kommt diese allerdings nur sehr zögerlich in Gang.