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11. Juni 2014

Die Fußball-WM und Albanien: Ein Land spielt mit, auch ohne eigenes Team!

Granit Xhaka
Granit Xhaka (27.09.92, Pristina) spielt momentan für Borussia Mönchengladbach. In Brasilien kickt er für die schweizerische Nationalmannschaft, obwohl er eigentlich für die albanische Nationalmannschaft auflaufen wollte. Foto: dpa – Bildfunk

Besonders stolz ist man in Albanien darüber, dass ein Großteil des Schweizer Nationalteams eigentlich aus Albanien kommt. Fünf Schweizer Spieler haben albanische Wurzeln. Einige von ihnen wollten lieber für die albanische Nationalelf spielen, doch die Bürokratie hat das verhindert. Beispiel dafür Granit Xhaka. Statt für Albanien spielt er nun eben für die Schweiz, die ihn zügig eingebürgert hat. Bei der Qualifikation zur WM in Brasilien war Albanien in einer Gruppe mit der Schweiz. Beim Spiel Albanien – Schweiz schrieben die Schweizer Zeitungen: „die schweizerische Mannschaft wird Albanisch jubeln“. Granit Xhaka hatte bei den Qualifikationsspielen auf seine Schuhen drei Flaggen aufgenäht: die schweizerische, die kosovarische und die albanische Nationalflagge.

In Albanien spielt man bereits seit 1909 Fußball, trotzdem ist es dem Land nie gelungen an einer WM oder EM teilzunehmen. Albanien war bis  1990 bekanntermaßen politisch total isoliert. Das galt auch für den Albanischen Fußball. Albanische Spieler durften nicht ins Ausland oder für andere Vereine spielen, obwohl einige von ihnen, wie z.B. Sulejman Maliqati oder  Panajot Pano lukrative Angebote aus Nachbarländern hatten. Erst mit dem Sturz des kommunistischen Regimes lud die albanische Fußballföderation auch Albaner aus der Diaspora in die albanische Nationalmannschaft ein. Heute gibt es im Nationalteam mehr Spieler, die im Kosovo oder in Mazedonien geboren wurden als im eigentlichen Albanien.

Xherdan Shaqiri ( 10.10.91, Gilan im Kosovo) spielt beim FC Bayern München. Seine Familie wanderte in die Schweiz aus, wo er beim FC Basel seine Karriere startete. In einem Interview für albanische Medien erklärte er, dass „Albanien mir keine Einladung hat zukommen lassen, für die schwarz-rote Mannschaft zu spielen“. Foto: EPA | Ennio Leanza
Xherdan Shaqiri ( 10.10.91, Gjilan im Kosovo) spielt beim FC Bayern München. Seine Familie wanderte in die Schweiz aus, wo er beim FC Basel seine Karriere startete. In einem Interview für albanische Medien erklärte er, dass „Albanien mir keine Einladung hat zukommen lassen, für die schwarz-rote Mannschaft zu spielen“. Foto: EPA | Ennio Leanza

Ganz Albanien beobachtet natürlich mit großem Interesse vor allem ihre Spieler im Ausland. Experten der albanischen Fußballföderation verfolgen ihre Karrieren und arbeiten nun auch daran, diese Talente für die albanische Nationalelf zu gewinnen. Einige sind aufgrund „patriotischer Gefühle“ immer gerne mit dabei, wie der Mannschaftskapitän Lorik Cana oder Adriatik Curri. Als das größte albanische Fußballtalent gilt derzeit aber Adnan Januzaj, der bei Manchester United unter Vertrag steht. Auch ihn wollte man für die albanische Nationalmannschaft gewinnen. Es gab einige Gespräche, auch mit seinem Vater. Schließlich entschied sich Adnan Januzaj für Belgien, obwohl er auch Angebote aus der Türkei und England hatte. Bei der WM in Brasilien kickt er nun für das Belgische Team.

Adnan Januzaj gilt als das größte albanische Fußballtalent. Er wurde am 6. Februar 1996 in Brüssel geboren, spielt seit seinem 16. Lebensjahr (2011) in der Premier League für Manchester United. Seine Eltern stammen aus dem Kosovo. Zwei seiner Onkel kämpften in den Reihen der Kosovo-Befreiungsarmee UCK. Im Juni 2013 erklärte der belgische Trainer für U18 und U19, Marc Van Geersom, dass „Adnan Januzaj die Einladung der belgischen Nationalmannschaft abgelehnt hatte, weil er gern für die Nationalmannschaft Albaniens spielen wollte“.  Im letzten Moment  hat er sich dann doch anderes entschieden und wird jetzt mit der belgischen Nationalmannschaft nach Brasilien fliegen.

Mitarbeit Astrit Ibro

Kommentare (3)

Sherif Dakaj am

Joe.K in deiner Stelle würde ich mich erst einmal informieren und dann erst was dazu schreiben .
Vielleicht hast du über der Illyrer gehört und wenn du sagst das dein Vater Albaner ist er hat verpasst dir Mal die Albanische Geschichte zur erklären.
Aber heute kannst du dich selbst schlauer machen in dem man liest.
Und nicht irgendwelche Sachen hin schreiben.
MFG
Sherif

Joe K. am

Und wieder einmal ein Paradebeispiel von Ignoranz oder eher Fehlinformierung. Zu meiner Person aber muss ich einiges hinzufügen: ich habe von der familiären Situation gesehen einen deutschen Vater und eine albanische Mutter, wohlgemerkt direkt aus Albanien, nicht so eine scheinbare ,,Richtige“ aus dem Kosovo oder einem anderen Gebiet mit autochthoner/allotoner albanischer Bevölkerung, welche Beamtin im gehobenen Dienst ist. Womöglich werde ich von manchen Albanern als nicht würdig angesehen, darüber zu schreiben, da ich nur halb bin, aber dies ist mir ziemlich egal. In Deutschland bin ich sowieso der Albaner, obwohl ich zig deutsche Dialekte kann, in Albanien aber der deutsche Junge, der mit Akzent Albanisch spricht. Also der selbe Teufelskreis, indem sich andere Personen mit ausländischen Wurzeln befinden. Ich muss anmerken, dass ich mich als deutschen Patrioten sehe, der seine Wurzeln nicht verleugnet, sondern zu ihnen steht, obwohl ich sie einmal verleugnet habe, gerade wegen des Fußballs (erstes Quali-Spiel zwischen Serbien und Albanien). Diesen Fehler will ich nie wieder machen.
Aber nun zum eigentlichen Punkt, wieso ich der ARD und anderen deutschsprachigen Medien, vor allem aus der schönen Schweiz, den Vorwurf der Ignoranz oder der Fehlinformierung mache.
Erstens: seit wann sind Kosovaren Albaner? Es gab nie einen gemeinsamen Staat, man war nur zusammen in einem Staat, dem Osmanischen Reich. Ich glaube nicht, dass die ARD nach (angeblichen) Völkern guckt, sondern nach Möglichkeit nach dem Volk eines souveränen Staates sieht. Und hier ist ihr Problem, denn der Kosovo ist selbst ein souveräner Staat mit eigener Staatsbürgerschaft und sogar einer nun anerkannten Nationalmannschaft.
Zweitens: aufgrund der kommunistischen Herrschaft in Albanien, haben sich die Mentalitäten getrennt und sind komplett anders zu den albanisch-sprachigen Kosovaren.
Drittens: wenn man Albaner fragt, wie sie die albanischsprachigen Kosovaren im Kosovo-Krieg in Erinnerung haben, als sie rüberflüchteten, werden sie kein gutes Wort hören.
Viertens: die ganzen Kosovaren im albanischen Team haben nix im geringsten mit Albanien zu tun, sie waren allerhöchstens mal in Durres zum Urlaub, weil sie nix anderes kennen. Hier würde eigentlich jeder behaupten, dass zum Beispiel Boateng nix mit Deutschland zu tun habe, aber im Gegensatz zu diesen Kosovaren ist er in Deutschland geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und ist nicht auf Druck deutscher Staatsbürger.
Was der albanische Fußballverband da sich angetan hat, wäre wie wenn Österreicher oder Schweizer, auch dort Geborene mit ausländischen Wurzeln, für Deutschland spielen würden, und zwar mit beschleunigten Staatsbürgerschaftsanträgen.
Fünftens: man kann nicht von Albanern in Deutschland und vor allem in der Schweiz reden. In Deutschland leben ca. 400.000 albanischsprachige Menschen, davon sind ca. 380.000 aus dem Kosovo, ca. 10.000 aus Mazedonien und nur 10.000 aus Albanien. In der Schweiz sind es nahezu 100% Kosovaren. Wenn sie wirkliche Albaner in großer Anzahl im Ausland finden wollen, dann müssen sie nach Italien, Griechenland oder die USA schauen.
Und mein letzter Punkt: was die Kosovaren im albanischen Team gemacht haben, ist Heuchelei. Erst spielen sie für die Nationalmannschaft des Landes, indem sie alles erlebt haben, und dann gehen sie ins albanische Team.

Mit freundlichen Grüßen aus einem Stadtkreis aus Baden-Württemberg

Joe K.

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