Bosnien und Herzegowina – Iran 3:1 – Von Überschwemmungen, Fußballspielen und geborenen Verlierern.
Ich bin in Zagreb und kann die Direktübertragung des Spiels zwischen Bosnien und Herzegowina deshalb leider nicht anschauen. Die Redakteure des Kroatischen Fernsehens meinten, dass die Begegnung zwischen Argentinien und Nigeria, die gleichzeitig stattfindet, für das Publikum interessanter sei. Wenn Kroatien an Litauen, Kenia oder die Mongolei grenzte, wenn es sich an den Hängen der Pyrenäen oder des Kaukasus befände, mit Blick auf den Stillen Ozean und wenn von allen Inseln die am nächsten gelegene Madagaskar wäre, dann wäre das vielleicht wirklich so. Vielleicht wäre dann jedes Fußballspiel, bei dem Lionel Messi mitspielt, interessanter als eines, bei dem Messi nicht mitspielt. Aber weil Kroatien nun einmal an Bosnien und Herzegowina grenzt, schauen Sie mal auf die Karte, es umarmt Kroatien geradezu, wie eine Mutter ihr ungeliebtes Kind, kann es einfach gar nicht sein, dass ein Spiel zwischen Nigeria und Argentinien für das kroatische Publikum interessanter ist als ein Spiel zwischen Bosnien und Herzegowina und dem Iran.
Wieso hat das öffentliche Fernsehen also entschieden, dem Publikum dieses weniger interessante Fußballspiel anzubieten, statt des attraktiveren?

Vor ein paar Wochen wurden Serbien und Bosnien und Herzegowina von Überschwemmungen fürchterlichen Ausmaßes heimgesucht. Kroatien kam dabei etwas glimpflicher davon. Gerade so glimpflich, dass manche Bürger Kroatiens, Soldaten und Polizisten, den Nachbarn zu Hilfe eilten und so etwas wie Solidarität bei den einfachen Bürgern erwachen konnte. Kurz gesagt, anstatt aus nationalistischem Hass handelte das Volk dieser Region aus ganz edlen Motiven, aus Motiven der Kultur und Zivilisation. Der Grund dafür war, dass die nationalistische Elite kurz schwieg. Über Überschwemmungen hatten sie einfach nichts zu sagen.
Als die Fluten sich langsam zurückzogen, begann die Weltmeisterschaft in Brasilien. Bei den ersten beiden Spielen, besonders bei dem, in dem die Bosnier gegen Argentinien spielten, passierte es, dass die Reporter des Kroatischen Fernsehens zusammen mit ihrem Mitkommentator, dem früheren Fußballer Goran Vlaović, die Nachbarn als Nachbarn wahrnahmen und nicht als Geschöpfe einer anderen Galaxie oder einfach als – Feinde. Im Kroatischen Fernsehen, das schon seit zwanzig Jahren Quell kroatischen Nationalismus und nationalistischer Vorurteile und Stereotypen ist, war dies ein unerwarteter Wandel, der seinen Ursprung vielleicht noch in der Zeit der Überschwemmungen hatte. Oder es lag daran, dass sie als Gastkommentator einen intelligenten und zivilisierten Menschen wie Vlaović genommen hatten.
Dies führte bei den Nationalisten zu Unwillen. In einem Land, in dem der Faschismus zunimmt, in der die Kirche beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen formlos Redakteure und Bildungsminister absetzen kann, und Bischöfe an Empfängen für Kriegsverbrecher teilnehmen, die nach abgesessener Haft zurückkehren, in einem Land, in dem in den Zeitungen Schlagzeilen wie „Die Welt wäre fortschrittlicher, wenn Hitler gewonnen hätte“ und in dem Menschen, die sich der faschistischen Reconquista öffentlich widersetzen, angegriffen, verprügelt oder öffentlich bloßgestellt werden, in so einem Land kann es einfach nicht angehen, dass sich Nachbarn bei Überschwemmungen oder Fußballspielen gegenseitig nicht als Todfeinde wahrnehmen, an deren Unglücken und Niederlagen sich die kroatische Nation erfreut.
Das alles hatte der Parlamentsabgeordnete des HDZ Dujomir Marasović schon sehr genau definiert, als er bei der letzten Parlamentssitzung zu den erwähnten Ereignissen eine Rede hielt, in der er neuerliche Erscheinungen von „Brüderlichkeit und Einigkeit“ kritisierte und betonte, dass Kroatien von feindlichen Völkern umgeben sei und dass man in Bosnien und Herzegowina kollektiv gegen die kroatische Nationalmannschaft sei…
Marasović sprach für ein neues, rechtes und profaschistisches Kroatien, das die Unterstützung der Kirchenspitze hat und dessen Ikonen unter anderem Dario Kordić sind, der wegen wegen seiner Befehlsgewalt bei einem Massaker verurteilt wurde, bei dem 1993 hundertzwanzig Zivile, Männer, Frauen und Kinder im mittelbosnischen Ahmići zu Tode kamen und Josip Šimunić, der frühere Spieler der kroatischen Nationalmannschaft, der nach dem Qualifikationsspiel gegen Island in Zagreb vor vollbesetztem Stadion, via Mikrofon und TV-Kameras Ustascha-Grüße austauschte.
Die Redaktion des kroatischen Fernsehens erkannte den Imperativ, der in Marasovićs Rede lag, und entschied, dass Argentinien gegen Nigeria weitaus interessanter für das kroatische Publikum sei als Bosnien und Herzegowina gegen den Iran. Dies, und nicht die Zauberkünste eines Lionel Messi, ist der Grund, weshalb wir den bosnischen Sieg über den Iran nicht live verfolgen konnten.
Ich habe also später eine Aufzeichnung angesehen und dabei so getan, als wüsste ich das Ergebnis noch nicht.
Bosnien spielte leicht und wie von einer Last befreit, mit eben jenem alten Elan des Verlierers, der in den zwei vorhergehenden Spielen mit dem Sterben der Hoffnung für eine Platzierung in der zweiten Runde entstand. Es war wieder die alte Mannschaft aus Freundschaftsspielen und weniger wichtigen Begegnungen mit ihren geschickten Dribblern und leichtfüßigen Läufern, die allerdings, das stimmt schon, schlecht kooperierten. Genau wie wir damals in der Grundschule im Sportunterricht auf dem Betonplatz Fußball gespielt haben – bosnische Asse spielen immer für sich selbst und versuchen, wenn sie sich vor dem gegnerischen Tor wiederfinden, den Ball selbst ins Tor zu schießen. Sie geben den Ball um keinen Preis ab, denn in unserem Fußball und in unserer Kultur erinnert man sich nur an die Torschützen. Diejenigen, die die Bälle zuspielen, werden leicht vergessen, denn wir haben ohnehin keine Geschichte. Wir haben Legenden und Sagen, eine berühmte mündliche Überlieferung, große Erzähler, die sogar das langweiligste Spiel in ein Epos verwandeln können. Und so wird irgendwann auch das Spiel gegen den Iran zum Epos.
Indem ich mich nun von den meinen – und zwar sowohl von den einen wie den anderen, von den Bosniern wie den Kroaten – verabschiede, bleibt mein Herz nun bei denjenigen, die nicht mit Patriotismus, Nationalismus, großem oder kleinem Balkanfaschismus vergiftet sind… Ich werde für Costa Rica sein, für Kolumbien, Uruguay oder Algerien, werde sie begleiten, einen nach dem anderen, bis zum Ende der Weltmeisterschaft.
Und keine meiner Mannschaften hat Chancen, ins Finale zu kommen. Sogar Mexiko nicht, das mir wegen Roberto Bolaño so lieb ist und wegen des gekrönten mexikanischen Königs, den die Revolutionäre umgebracht haben… Und außerdem habe ich Mexiko wegen seines wunderbaren und naiven Fußballs gern. Aber auch sie werden es nicht bis ins Finale schaffen.
In den Endspielen von Weltmeisterschaften spielen immer geborene Sieger. Die Verlierer fallen schon vorher heraus. Die gewinnen die weniger wichtigen Spiele. Oder die ganz unwichtigen. So hat auch David Goliath besiegt, wobei in der Heiligen Schrift die Wahrheit verschwiegen wurde, nämlich dass es sich auch bei ihrem Kampf nur um ein Freundschaftsduell handelte. Stünde dies dort anders, dann würde vielleicht niemand mehr auf der Seite der Verlierer stehen. Und ohne das, ohne ein Herz für Verlierer, gäbe es auch keinen Fußball.
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Bosna i Hercegovina – Iran 3:1
O poplavama, utakmicama i rođenim gubitnicima
U Zagrebu sam pa, na žalost, ne mogu gledati izravni prijenos utakmice između Bosne i Hercegovine i Irana. Urednici Hrvatske televizije procijenili su da je publici zanimljiviji susret između Argentine i Nigerije, koji se igra u isto vrijeme. Kada bi Hrvatska graničila s Litvom, Kenijom i Mongolijom, i kada bi se nalazila na obroncima Pirineja i Kavkaza, s pogledom na Tihi ocean, a od svih otoka najbliži bi joj bio Madagaskar, možda bi doista bilo tako. Možda bi tada svaka utakmica u kojoj nastupa Leo Messi bila zanimljivija od utakmice u kojoj nema Messija. Ali kako Hrvatska graniči, eto, baš s Bosnom i Hercegovinom, pogledajte na karti, grli ju kao što majka grli nevoljeno dijete, tada nikako ne može biti da je utakmica između Argentine i Nigerije hrvatskoj publici zanimljivija od utakmice između Bosne i Hercegovine i Irana.
Pa zašto je onda uredništvo javne televizije odlučilo da publici ponudi onu manje zanimljivu, premda nogometno atraktivniju utakmicu?
Prije nekoliko tjedana Srbiju i Bosnu i Hercegovinu sustigle su poplave kataklizmičnih razmjera. Nešto malo sretnije prošla je Hrvatska. Taman toliko sretnije da neki hrvatski građani, vojnici i policajci priteknu u pomoć susjedima i da se solidarnost probudi kod običnih građana. Nakratko, umjesto nacionalističkom mržnjom, narodi regije bili su vođeni razlozima plemenitih srca, razlozima kulture i civilizacije. Razlog tome bio je i što su nacionalističke elite nakratko zašutjele. O poplavama nisu imali što reći.
Kada su se poplave konačno povukle, počelo je Svjetsko prvenstvo u Brazilu. U prve dvije utakmice, pogotovo u onoj koju su Bosanci igrali protiv Argentine, događalo se da reporteri Hrvatske televizije, zajedno sa sukomentatorom, bivšim nogometnim asom Goranom Vlaovićem, na susjede gledaju kao na susjede, a ne kao na stvorenja iz druge galaksije ili naprosto – neprijatelje. Na Hrvatskoj televiziji, koja je već dvadesetak godina vrelo hrvatskoga nacionalizma i svih mogućih nacionalističkih predrasuda i stereotipa, to je bila neočekivana promjena koja je, možda, došla kao posljedica općenarodnog raspoloženja iz vremena poplava. Ili se, naprosto, radilo o tome da su za sukomentatora uzeli jednoga pametnog i civiliziranog čovjeka, kakav je Vlaović.
Sve to je izazvalo uznemirenje među nacionalistima. U zemlji narastajućeg fašizma, u kojoj Crkva neformalno bira i smjenjuje urednike na javnoj televiziji i ministre obrazovanja, a biskupi sudjeluju u svečanim dočecima ratnih zločinaca koji se vraćaju s odsluženja kazne, u zemlji u kojoj na naslovnicama dnevnih novina izlaze naslovi poput „Svijet bi bio napredniji da je pobijedio Hitler“, i u kojoj se napadaju, premlaćuju i javno sramote ljudi koji se još uvijek protive fašističkoj rekonkvisti, u takvoj zemlji, naprosto, nije prihvatljivo da se susjedi, u poplavama ili u nogometnim utakmicama, ne doživljavaju kao smrtni neprijatelji čijim će se nesrećama i porazima hrvatska nacija veseliti.
Sve ovo je vrlo precizno definirao parlamentarni zastupnik HDZ-a Dujomir Marasović koji je na posljednjem zasjedanju Sabora, izazvan spomenutim događajima, održao govor u kojem je osudio najnovije pojave „bratstva i jedinstva“, naglasio kako je Hrvatska okružena neprijateljskim narodima, kako se u Bosni i Hercegovini kolektivno navija protiv hrvatske nogometne reprezentacije… Marasović je izašao kao glasnogovornik desne i profašističke nove Hrvatske, koja ima podršku vrha Katoličke crkve, i čije su ikone, između ostalih, Dario Kordić, osuđen zbog zapovjedne odgovornosti za masakr sto dvadeset civila, muškaraca, žena i djece, u srednjebosanskom selu Ahmići 1993, i Josip Šimunić, bivši igrač nogometne reprezentacije Hrvatske, koji je nakon kvalifikacijske utakmice za Svjetsko prvenstvo s Islandom, u Zagrebu s punim stadionom pomoću mikrofona i pred televizijskim kamerama razmjenjivao ustaške pozdrave.
Uredništvo Hrvatske televizije ispravno je shvatilo imperative Marasovićeva govora, pa je zaključilo da su Argentina i Nigerija zanimljivije hrvatskoj publici nego Bosna i Hercegovina i Iran. To je, a ne čarolije Lionela Messija, razlog što u izravnom prijenosu nismo vidjeli bosansku pobjedu nad Iranom.
Kasnije sam gledao skraćenu snimku, praveći se da ne znam rezultat.
Bosna igra lako i rasterećeno, s onim starim gubitničkim zanosom, koji je u prethodne dvije utakmice zamro pred nadom za plasman u drugi krug. Opet je to ona stara ekipa iz prijateljskih i manje važnih utakmica, vještih driblera i lakonogih trkača koji, istina, međusobno slabo surađuju. Poput nas dok smo bili osmoškolci, pa bismo igrali nogomet za vrijeme satova tjelesnog odgoja, na betonskom školskom igralištu, bosanski asovi igraju svaki za sebe, i kada se nađu u prilici pred protivničkim golom, sami pokušavaju poslati loptu u mrežu. Ni po koju cijenu ne dodaju, jer se u našem nogometu i u našoj kulturi pamte samo strijelci. Dodavači se lako i brzo zaboravljaju, jer mi nemamo povijesti. Imamo legende i narodne priče, veliku usmenu književnost, i velike pričače, koji će svaku najdosadniju utakmicu iz prošlosti pretvoriti u epopeju. Tako će i utakmica s Iranom jednom biti daleka prošlost i epopeja.
Opraštajući se od svojih – od i jednih i drugih svojih, dakle i od Bosanaca i od Hrvata – ostaju mi oni na čijoj će strani biti moje srce, neotrovano bilo čijim patriotizmom, nacionalizmom, malim i velikim balkanskim fašizmom… Navijat ću za Kostariku, Kolumbiju, Urugvaj i Alžir, i ispraćati ih, jedne za drugima, prije kraja sa Svjetskog prvenstva. Nijedna od mojih reprezentacija nema šanse za finale. Pa čak ni Meksiko, koji mi je drag zbog Roberta Bolaña, zbog stradanja zlosretnoga nadvojvode Maksimilijana, okrunjenog kralja Meksika kojeg ubiše revolucionari… A drag mi je taj Meksiko i zbog čiste i naivne ljepote nogometne igre. Ali ne, ni oni ne mogu do finala.
U finalima svjetskih prvenstava uvijek igraju predestinirani pobjednici. Gubitnici ranije ispadaju. Oni pobjeđuju u manje važnim utakmicama. Ili u sasvim nevažnim. Tako je i David pobijedio Golijata, ali su nam u Svetom pismu sakrili istinu da je to bio tek – prijateljski dvoboj. Da je i to rečeno, možda nitko i ne bi navijao za gubitnike. A bez toga, bez srca za gubitnike, ne bi bilo ni nogometa.