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Verstoßen aus der Heimat nur weil sie Deutsche waren
Zum 70. Jahrestag der Vertreibung der Ungarndeutschen
Im Januar 1946 war der zweite Weltkrieg schon seit Monaten beendet. Ungarn gehörte zu den Kriegsverlierern, besetzt von der Sowjetunion. Und wieder wurden in diesem Winter Viehwaggons mit Menschen beladen – nicht mit jüdischen ungarischen Staatsbürgern, sondern mit deutschstämmigen. „Kollektive Mitschuld“ lautete das Urteil. Am 19. Januar 1946 fuhren die ersten Waggons in Budaörs oder Wudersch, wie Ungarndeutsche ihre Ortschaft nennen, los.
„Ihr einziges Vergehen war, dass sie Deutsche waren. Dabei empfanden fast alle der 200.000 vertriebenen Ungarndeutschen Ungarn als ihre Heimat“, betont Otto Heinek, Vorsitzender der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) am 70. Jahrestag der Vertreibung.
Ob jemand tatsächlich ein Kriegsverbrecher war, oder zum Widerstand gegen die Nazis gehörte und Leben gerettet hatte, wurde nicht untersucht. Der deutsche Name genügte für die Ausweisung. Bis Ende 1947 wurden mehr als 85 Prozent der Bevölkerung von Budaörs vertrieben.
„Die Deutschen haben alles verloren. Sie durften nur ein Bündel, das nicht schwerer als 50 Kilo war, mitnehmen. Niemand verstand, warum unsere Heimat uns das antut“, erinnert sich Heinek. Die Mehrheit der Vertriebenen wurde in die Westzone transportiert, aber es gab auch Zehntausende, die in die sowjetische Zone mussten.
Tamas Wittinghof, Bürgermeister der Stadt und selbst Deutschstämmiger erinnert sich voller Traurigkeit an seine eigene Familiengeschichte: „Mein Großvater hat am 4. April 1945 seine Arbeit verloren. Und das nur, weil er deutschstämmig, bürgerlich und gläubiger Christ war. Zum Glück gehörte Opa zu den wenigen, die in Ungarn bleiben konnten. Die meisten von ihnen haben dann ungarische Nachnamen angenommen. Nicht aber mein Opa. Er sagte immer: „Der Krieg hat mir alles genommen, aber meinen deutschen Namen gebe ich nicht her.“
Der Neubeginn im zerstörten Deutschland war für die vertriebenen Ungarndeutschen schwer – die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat groß. Manche Familien reisten in „ihr“ Ungarn zurück, obwohl es verboten war. Meistens landeten sie im Gefängnis, oder wurden wieder zurück nach Deutschland geschickt.
Am Gedenktag erinnert Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban daran, dass sich hinter dem Begriff „Aussiedlung“ tatsächlich die Enteignung und Verstoßung der Deutschen von Ungarn verbarg: „Es sollte uns eine ewige Lehre sein, dass es nie mehr zu so einer Vertreibung in Ungarn kommen darf. Und es sollte uns eine ewige Mahnung sein, dass nur eine starke Regierung seine Staatsbürger verschiedener Nationalitäten gegen äußere Kräfte und eigene Mitläufer verteidigen kann.“