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Löchriger Zaun
Eindrücke aus dem serbisch-ungarischen Grenzgebiet
Eigentlich stehen unsere Chancen schlecht, welche zu treffen. Wir sind um die Mittagszeit am ungarischen Zaun, auf der serbischen Seite. Wir sind auf der Suche nach Migranten, die versuchen, über den Zaun zu kommen. Es muss sie geben, denn seit Jahresbeginn hat die ungarische Polizei mehr als 8.000 geschnappt, die es auf die andere Seite des Zauns geschafft haben. Auf der anderen Seite beobachten uns ungarische Soldaten, wir reden mit ihnen. Sie sind nicht gerade sehr auskunftsfreudig, lassen eine Drohne aufsteigen, um zu sehen, was wir da treiben.
Die Anwohner von Hajdukovo bestätigen uns, dass hier im Grenzgebiet ein reges Treiben herrscht. Der erste ist ein Imker, der aber nicht ins Mikrofon sprechen will. Taxis kämen und brächten die Leute her. Es seien viele. Das hören wir auch von anderen. Vor allem Dunkelhäutige seien es. Und immer wieder ist die Rede von einem gelben Gebäude, in Nähe des Zauns, es ist verfallen. Früher hatte es einmal etwas mit der Wasserversorgung zu tun, erklären uns die Leute. Und jetzt?
Reporterglück. Wir treffen ein Grüppchen von sieben Migranten. Sie haben ihre Schuhe zum Trocknen an die Hauswand gestellt, einige dösen auf dem blanken Beton. Die meisten wenden sich ab. Nur Kusher aus dem Nord-Irak will mit uns reden. Bereitwillig erzählt er von seiner Odyssee von Kurdistan bis ins serbisch-ungarische Grenzgebiet. Er sei in Bulgarien festgehalten worden, sagt er. Das werde er nie vergessen. Die ganze Nacht über hat er versucht, den Zaun zu überwinden. Keine Chance: „Zuviel Polizei“, sagt er. Aber er wird es immer wieder versuchen. Er will nach Deutschland. Im Irak habe er keine Zukunft.
Die Migranten müssen ortskundige Helfer vor Ort haben. Immer wieder ist die Rede von Taxifahrern aus Subotica. Aber auch in Horgos, ein paar Kilometer weiter, erfahren wir Neues: „Serbische Staatsbürger, die von Sozialhilfe leben und sich neue Autos, Motorräder und Häuser leisten können“, erklärt Ortsvorsteher Istvan Bacskulin. Sie lebten im Ort, und sorgten dafür, dass kein anderer Geschäfte mit den Migranten machen könne. Mehr will er nicht dazu sagen.