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Der Amtssitz des bulgarischen Präsidenten in Sofia. Foto: picture-alliance | dpa

Präsidentschaftswahl in Bulgarien
Zum ersten Mal eine Frau?

Der Wahlkampf in Bulgarien endete am Freitag und er wurde von vielen als langweilig empfunden. Dabei mangelt es nicht an brisanten Themen. Die bedrohliche Armut der Alten, das Abwandern der Jungen, der Frust vieler über Vetternwirtschaft und zersetzende Korruption. Doch zündende Ideen oder lebendige Debatten fehlten. Und viele tun sich schwer mit der Wahl. Eine Lehrerin aus Sofia, will „Keiner von allen“ ankreuzen. „Keiner von allen“ Das können die rund 6,8 Millionen Wahlberechtigten bei der Präsidentschaftswahl tatsächlich ankreuzen. Die Stimmen werden regulär gezählt fliessen aber nicht in das Wahlergebnis ein. Für einen IT Manager aus Sofia kommt das nicht in Frage und er hat nicht vor, wählen zu gehen. „Keiner der Kandidaten inspiriert mich“. Von den 21 Kandidatinnen und Kandidaten erhält voraussichtlich keiner eine absolute Mehrheit. Doch es gibt zwei klare Favoriten für eine mögliche Stichwahl am 13. November. Nummer eins ist Zezka Zatschewa, die Präsidentschafts-Kandidatin der Mitte-Rechts Regierungspartei GERB , nominiert unter der Regie des einflussreichen Ministerpräsidenten Bojko Borissow. Die 58 Jahre alte Juristin Zatschewa wäre die erste Frau die ins Präsidentenamt aufsteigt und gilt als loyal gegenüber Borissow. Von vielen wird sie als blass empfunden und im Wahlkampf wurde sie deswegen auch als „Klassenlehrerin verspottet. Sie setzte unter andrem auf das Thema Migration. Vor allem mit Blick auf die politisch schwierige EU-Außengrenze mit dem heiklen politischen Partner Türkei. Zatschewa gilt zwar als farblos doch in Umfragen hat sie die Nase vorn. Wahlforscher sehen sie bei rund 27% und damit rund 3-4 % vor ihrem Konkurrenten Rumen Radew. Dieser lag anfangs viel weiter zurück und konnte aufholen. Der 53-jährige General ist parteilos und wird von den Sozialisten unterstützt, der größten Oppositionspartei im bulgarischen Parlament.  Radew ist eher nach Russland orientiert. Ein mögliches Konfliktthema mit der Regierung Borisswo, sollte Radew gewinnen. Ansonsten setzte er auf auf Sicherheit, grenzte sich strikt ab gegen Flüchtlinge und bemängelte, dass viele Bulgaren ins Ausland müssten, um zu arbeiten.

Von den Kandidaten inspiriert mich keiner so richtig. Ich sehe auch keinen Sinn in der neuen Möglichkeit „Ich wähle Niemanden“. Also ich gehe eher nicht wählen

IT Manager aus Sofia

Das Flüchtlingsthema gehört zu den größten Herausforderungen. Bulgarien muss die Grenze zur Türkei kontrollieren. Die bulgarische Regierung unternimmt viel dafür

Zezka Zatschewa, 58, Präsidentschaftskandidatin der Regierungspartei GERB. Sie gilt als sehr loyal gegenüber Ministerpräsident Bojko Borissow. In Umfragen für die erste Runde der Wahl liegt sie vorne.

Heutzutage arbeiten tausende Bulgaren im Ausland. Ihre Kinder und Eltern sehen sie nur über Skype. Ich werde daran arbeiten, dass Bulgarien ein ordentliches Haus wird, in dem jeder eine Zukunft hat

 

Rumen Radew, 53, Präsidentschaftskandidat. Parteiloser General, wird aber von den Sozialisten unterstüzt. Die größte Oppositionspartei im bulgarischen Parlament.

In der Tat tragen sich vor allem junge gut ausgebildete Bulgaren mit solchen Gedanken. Auswandern also? Auch an der Universität Plovdiv ist das ein Thema. Rund 150 Kilometer südöstlich von Sofia. Viele hier sagen aber, sie wollen bleiben, so wie diese junge Wirtschafstudentin. Das sei eine komplizierte Frage, meint sie. Aber sie wollen bleiben, denn wer solle sonst eine Zukunft in Bulgarien schaffen? Zeitgleich mit der Präsidentschaftswahl stimmen die Bulgaren auch über ein Referendum ab. In diesem geht es um das Wahlrecht und die Parteienfinanzierung. Das Referendum wurde von Slawi Trifonow angestoßen, ein prominenter Fernsehstar und Musiker und rund 500 000 Menschen habe dafür unterschrieben. Trifonow ist von der Entwicklung Bulgarien enttäuscht, etwa vom Justizsystem, dass eigentlich die Grundlage für eine demokratische Gesellschaft sei. Weil die Gewaltenteilung in Bulgarien nicht funktioniere, so Trifonow, sei das ein Grund für Korruption und Mafia. Der charismatische 50 jährige Hüne Trifonow wird von den etablierten Parteien als Populist abgetan, doch er hat vor allem junge Bulgaren hinter sich sammeln können. Rund 3,3 Millonen Menschen müssen abstimmen, dann wäre das Referendum bindend für das Parlament. Ein zu hohes Quorum kritisieren Nichtregierungsorganisationen. Erste Ergebnisse für Referendum und Präsidentschaftswahl werden am späten Sonntagabend erwartet

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Eine absolute Mehrheit wird vermutlich keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang erhalten. Eine Stichwahl wird wohl entscheiden müssen, wer auf dem Stuhl des Präsidenten Platz nehmen wird. Foto: BR | Ekaterina Popova
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